Taurus und China

Vogler
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Nein, die vergangenen Wochen waren für Deutschland kein Zuckerschlecken. Aus ganz verschiedenen Seiten prasselten unangenehme Nachrichten herein. Natürlich fehlt es dem geneigten Leser und Zuschauer der Medien an Hintergrundwissen, um jede Nuance der aktuellen Berichterstattung detailliert einzuordnen. Gleichwohl kann sich „jeder mündige Bürger“ ein Urteil erlauben – selbst wenn Einzelheiten etwas unscharf erscheinen.

Taurus, steht für das Tier „Stier“ und seiner Zerstörungskraft. Wer sich auch nur ansatzweise mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigt, dem ist auch bewusst, dass der Umgang mit Stieren, Bullen und ähnlichen Tieren einer besonderen Erfahrung bedarf. Es kommt immer wieder vor, dass solche Rindviecher ihrem Besitzer das Fürchten lehren. Davon kann auch der einstige Kreislandwirt ein Liedchen singen, der nach einer Auseinandersetzung mit einem seiner Bullen eine geraume Zeit im Krankenstand verbringen musste.

Nicht allein aus diesem Grund erscheint die Einschätzung des Bundeskanzlers berechtigt, die Waffe „Taurus“ nicht einfach aus der Hand zu geben. Und die Entsendung von Bundeswehrsoldaten in ein Kriegsgebiet verbietet sich selbstredend. Was die einstigen Pazifisten bewegt, heute zusammen mit der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, „Strak-Zimmerflak“, als Rüstungslobbyisten aufzutreten, ist schwer nachvollziehbar. Positiv bei all diesem Kommunikationswirrwarr ist in diesem Fall die Haltung des Kanzlers und seines Verteidigungsministers, der sich vor seine Offiziere stellt und damit das russische Kalkül ins Leere laufen lässt.

Die europäischen Staatschef blicken noch wie vor gebannt auf die Vorgänge in der Ukraine. Verständlich, die Regio befindet sich nicht sehr weit weg von unserer Haustür. Dabei gerät häufig aus dem Blickfeld, dass China mit aller Macht danach strebt, sich den Inselstaat Taiwan einzuverleiben. Beim jüngsten Volkskongress wurde beschlossen, den Verteidigungsetat um mehr als sieben Prozent zu erhöhen. Dagegen nehmen sich die rund zwei Prozent Steigerung des deutschen Wehrbudgets geradezu bescheiden aus, zumal in diesem Betrag auch das „Sondervermögen“ enthalten ist. Unter all diesen Aspekten ist es sicherlich kein Fehler, auch den fernen Osten zu beobachten.

Bleibt noch ein kurzer Blick auf die innenpolitische Lage in Deutschland. Die Inflation hat sich erfreulicherweise abgeschwächt. Sorgen bereiten nach wie vor die Streiks bei Bahn und Luftfahrt, und die Auseinandersetzungen mit der Landwirtschaft sind ebenfalls noch nicht ausgestanden. So gesehen wäre es sinnvoll, das Thema „Taurus“ möglichst schnell zu den Akten zu legen – schon um den Russen keinen Triumpf zu bescheren.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (73) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Publizist mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern ist der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" aktiv. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an und war zehn Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender in Erlensee. Partei und aktiver Politik hat er vor mehr als 20 Jahren den Rücken gekehrt.


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