Feuerwehren testen analoge Sprechfunkgeräte als Rückfallebene

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Seit nunmehr über sechs Jahre funken die Feuerwehren im Landkreis Aschaffenburg digital im deutschlandweiten Tetra-Funknetz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Im Tagesgeschäft hat sich der digitale Sprechfunk etabliert und funktioniert sehr gut, jedoch ist an der Ausfallsicherheit des Netzes aus unserer Sicht noch zu arbeiten.

Gerade die schrecklichen Katastrophen im letzten Jahr im Ahrtal und im angrenzenden Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass bei flächendeckenden Schadensgebieten mit enormen Schäden auch an der kritischen Infrastruktur die gewohnte, moderne Kommunikationstechnik sehr schnell ausfällt bzw. an ihre Grenzen stößt. Das einzige noch funktionierende Kommunikationsmittel für die Einsatzkräfte war in der Anfangsphase der dramatischen Ereignisse im Katastrophengebiet nur noch die direkte persönliche Informationsweitergabe oder der noch vorhandene Analogfunk, auf dessen Netz bzw. Relaisstellen die örtlichen Akteure noch einen direkten, eigenen Zugriff haben.

Derzeit ist wegen der noch im Gebrauch befindlichen analogen Funkalarmierung im gesamten Bereich unserer Integrierten Leitstelle Bayer. Untermain unser altes analoges Funknetz als Gleichwellenfunkanlagen vollständig vorhanden. In einer der letzten Sitzungen des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) wurde einstimmig beschlossen, auch nach der vollständigen Umstellung von Sprechfunk und Alarmierung auf „digital“ weiterhin eine analoge 4 m Gleichwellenfunkanlage für den gesamten Bereich der Integrierten Leitstelle Bayer. Untermain (Landkreis Miltenberg, Stadt Aschaffenburg und Landkreis Aschaffenburg) als Rückfallebene zu betreiben und vorzuhalten.

Seit Jahren fordert die Kreisbrandinspektion in unserem Landkreis, dass alle Feuerwehren noch eine Mindestausstattung an Analogsprechfunkgeräten mit Funkmeldesystem (FMS), z. B. in den Feuerwehrgerätehäusern sowie in den Führungsfahrzeugen wie Einsatzleitwagen oder Mehrzweckfahrzeugen, vorhalten. Ebenso sind alle Führungs- und Koordinierungsstellen, wie die sechs ortsfesten Abschnittsführungsstellen, die Kreiseinsatzzentrale, die Kommunikationsgruppe Führung im Landratsamt und die Integrierte Leitstelle weiter zusätzlich mit analogen Sprechfunkgeräten ausgestattet. Dies wird uns beim Ausfall des Tetra-Funknetzes der BOS weiterhin eine Notkommunikation zwischen allen wichtigen Akteuren ermöglichen.

Da die vorhanden analogen 4 m Sprechfunkanlagen nur noch als Rückfallebene dienen und im täglichen Dienstbetrieb im Regelfall nicht genutzt werden, wurde daher am 12.10.2022 und 13.10.2022 mittels eines Stresstests alle analogen Funkanlagen im kompletten Landkreis geprüft und getestet. Hier konnten noch kleinere Mangel aufgedeckt werden, welche die nächsten Tage behoben werden. Ebenso wurde die Zugänglichkeit zu den Relaisstellen der Gleichwellenfunkanlage und die dazu gehörenden Netzersatzanlagen überprüft. Mit dem groß angelegten Test zeigt sich der zuständige Kreisbrandmeister Andreas Ullrich (Information- und Kommunikation) mehr als zufrieden. Insgesamt wurden an den beiden Abenden über 150 analoge Sprechfunkgeräte getestet. Es stehen somit an allen Schaltstellen der Feuerwehr im gesamten Landkreis Aschaffenburg eine funktionierende analoge Sprechfunkausstattung als Rückfallebene zur Verfügung.

Derzeit wird unsere über viele Jahre genutzte analoge Funkalarmierung auf eine neue digitale Funkalarmierung im Tetra-Funknetz der BOS umgestellt. Die Umstellung der Funkmeldeempfänger ist weitestgehend abgeschlossen. Da auch alle Sirenensteuergeräte in die digitale Alarmierung überführt werden müssen, wird sich die Migration hier noch ein bis zwei Jahre hinziehen, bis alle Sirenen in den Gemeinden umgebaut sind. Auch hier werden alle Sirenensteuerempfänger sowohl mit neuer digitaler als auch mit alter analoger Funktechnik zur Ansteuerung der Sirenen ausgestattet. So wird sichergestellt, dass beim Ausfall des Tetra-Funknetzes der BOS in jeder Gemeinde die Sirenen als Rückfallebene zur Feuerwehralarmierung und zur Warnung der Bevölkerung auch analog auslösbar bleiben.

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Fotos: Fabien Kriegel / Feuerwehr Kahl


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