Sprache ist schon immer Veränderungen ausgesetzt

Ei Gude wie
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Und so geschah es, dass sich der Herrgott auf die Erde zu den germanischen Stämmen begab, um ihnen ihre Sprache zu geben. Er bediente die Sachsen, die Bayern und die anderen. Zum Schluss bemerkte er erschrocken, er hatte einen vergessen. Der hessische Bub aus Frankfurt schaute schon traurig drein, als der Herrgott zu ihm sprach „Ei Bub, dann tu halt wie ich babbele.“

Sprache ist schon immer Veränderungen ausgesetzt und genau dies hält sie lebendig. Schon immer gab es Gruppen innerhalb der Sprachgemeinschaft, die sich gegen Änderungen wehrten. Jahrzehnte später, haben sich die „Neuerungen“ oft durchgesetzt und wurden Bestandteil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Besonders groß wurde der Einfluss, wenn andere Sprachen durch Dominanz an Einfluss gewannen.

Die Kolonialzeit ist bestes Beispiel hierfür. So sprechen heute große Teile der Erde Spanisch, Englisch, Französisch oder Portugiesisch. Die Sprachen der einheimischen Völker wurden stark eingeschränkt oder gar ganz ausgelöscht. Die deutsche Sprache wurde während und nach dem zweiten Weltkrieg stark zurückgedrängt. Dafür hat im Wesentlichen das nationalsozialistische Regime durch seine fremdenfeindliche Politik und Rassenhass gesorgt. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges ging es richtig bergab. Deutschland hatte seine Führungsrolle in vielen Bereichen der Wissenschaft verloren. Wir sollten den Siegermächten dankbar sein, dass sie uns unsere Sprache und somit unsere Kultur und Identität gelassen haben. Das war in der „Menschen Geschichte“ nicht immer so.

Sprache dient nicht nur zur Verständigung, Sprache ist auch ein Bestandteil der Kultur. Gleichzeitig grenzt sie aber alle aus, die die Sprache nicht sprechen. Ist logisch. So haben sich unsere Feudalherren vor Jahrhunderten lieber französisch unterhalten. Dadurch wurden die Untertanen ausgegrenzt. Die Kirche hat sich für Jahrhunderte in Latein verständigt. Mithin wurde der gemeine Gläubige in seine Grenzen gewiesen. Es war noch schlimmer. Wir durften nicht lesen und schreiben lernen. Nur keine Bildung. Der größte Feind von Staat und Kirche. Damals!? Erst Martin Luther hat mit der Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache eine Revolution in Bewegung gesetzt. Der Buchdruck von Gutenberg beschleunigte das Ganze noch. Einerseits gab er den deutschsprechenden Ländern eine gemeinsame geschriebene Sprache und andererseits öffnete er dadurch den Zugang zur Bildung.

Wir wissen heute das Bildung unser „Bodenschatz“ ist beziehungsweise sein könnte. Trotzdem streiten wir heute noch darüber, wer welchen Zugang dazu bekommt und grenzen durch finanzielle Hürden große Teile unserer Gesellschaft davon aus. Verrückt!! Zu Napoleons Zeiten haben viele französische Worte, wie Trottoir, Chaussee oder Portemonnaie Einzug in unsere Sprache gehalten. Wissen sie was ein Schawellche, Scheeselong oder Kolder ist? Die „Besatzungszeit“ nach dem 2. Weltkrieg ist auch nicht spurlos an uns vorbei gegangen. Die „Gastarbeiter“ brachten ihr Essen wie Pizza, Gyros, Cevapcici, Döner und ihre Sprache mit. Wir gehen heute in einen Coffeeshop und holen uns einen Coffee to go. Das alles hat uns nicht ärmer gemacht, sondern bereichert, finde ich. Ei Gude, wie!

Zum Autor

Er sei ein waschechter Neuenhaßlauer, sagt er von sich selbst. Helmut Müller (71) ist in Neuenhaßlau als 4. von 7 Kindern geboren und ein typisches Nachkriegskind dazu. Seine Mutter Hessin und evangelisch, sein Vater Sudetendeutscher und katholisch, aber kein Flüchtling, sondern Kriegsgefangener, der nicht in seine angestammte Heimat zurückkonnte. Er wächst in einem 4 Generationen Haus mit den Eltern, sechs Geschwistern, Oma und Opa sowie Onkel und der Ur-Großmutter auf. Der Spielplatz war die Straße. In der Volksschule, die er mit dem Hauptschulabschluss beendete, war deutsch seine erste Fremdsprache, die er lernen musste. In späteren Jahren hat er seine mittlere Reife und das Fachabitur für Wirtschaft und Verwaltung nachgeholt und das Ganze als Diplom Verwaltungswirt (FH) abgeschlossen. Er war in etlichen Vereinen aktiv. Man könnte ihn getrost als „Vereinsmeier“ bezeichnen. Er hat dabei fast alle Positionen, die ein Vorstand hat, begleitet. Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


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