Werkfeuerwehr Sappi Stockstadt wird nach 122 Jahren aufgelöst

Markt Stockstadt am Main
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Mit der Entscheidung des Sappi-Konzerns, das Zellstoff- und Papierwerk in Stockstadt zu schließen, war auch klar, dass die Werkfeuerwehr damit aufgelöst wird. Mittlerweile wurde die Produktion im Werk heruntergefahren, Lagerbestände aufgebraucht und Restbestände an Gefahrenstoffen aus dem Werk entfernt. Auch haben alle Mitarbeiter ihre schriftliche Kündigung erhalten.

Mit der staatlichen Anerkennung ihrer Werkfeuerwehr war das Stockstädter Werk für den Brandschutz und die technische Hilfe auf ihrem gesamten Werksgelände selbst zuständig. Für das Einsatzpersonal und die Ausrüstung galten die gleichen Anforderungen wie für öffentliche Feuerwehren. Die Einsatzmannschaft bestand aus zwei hauptamtlichen Feuerwehrleuten und 38 Werksmitarbeitern, die zusätzlich zur regulären Arbeit nebenamtlich ihren Dienst bei der Werkfeuerwehr versahen.

Die Werkfeuerwehr hatte zum Schutz und für die Sicherheit ihres Werkes besondere Kompetenzen im Bereich Industriebrandbekämpfung, Chemieschutz und Gewässerschutz. Hierfür standen vier Einsatzfahrzeuge, ein Boot, ein Großlüfter und viele Sondergerätschaften zur Verfügung. Viele der Werkfeuerwehrleute sind bereits parallel in ihren Wohnorten zusätzlich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Bei Werkfeuerwehrleuten, die ausschließlich in der Werkfeuerwehr tätig waren, hoffen wir, dass sie ihr bisheriges Feuerwehrengagement in einer Freiwilligen Feuerwehr fortsetzen. Alle bisherigen Werkfeuerwehrfrauen und Werkfeuerwehrmänner sind herzlich von den Freiwilligen Feuerwehren zur ehrenamtlichen Mitarbeit eingeladen. Die Feuerwehrfahrzeuge und Gerätschaften der Werkfeuerwehr werden voraussichtlich von anderen Betriebs- und Werkfeuerwehren im Sappi-Konzern übernommen. Die Regierung von Unterfranken, zuständig für die staatliche Anerkennung von Werkfeuerwehren, hat wegen den eingetretenen Veränderungen im Werk die staatliche Anerkennung zum 31.12.2023 zurückgenommen. Damit ist zum Jahresende die Geschichte der Werkfeuerwehr in der Stockstädter „Papierfabrik“ nach 122 Jahren offiziell beendet und die Freiwillige Feuerwehr Stockstadt muss alle Feuerwehraufgaben auf dem Werksgelände wieder als kommunale Aufgabe übernehmen. Das Einsatzgebiet der Freiwilligen Feuerwehr Stockstadt erweitert sich damit praktisch über Nacht um 58 Hektar mit einer Vielzahl komplexer Gebäudestrukturen. Um sich auf diese zusätzliche Aufgabe vorzubereiten, hat die Freiwillige Feuerwehr Stockstadt in den vergangenen Monaten mehrfach Einweisungen in Brandmeldeanlagen, Begehungen und Übungen mit der Werkfeuerwehr durchgeführt.

Mit der Werkfeuerwehr Sappi verlieren der Markt Stockstadt sowie der Landkreis Aschaffenburg eine hoch professionelle, hervorragend ausgebildete und bestens ausgestattete Feuerwehr, die auch immer wieder über die Werksgrenzen hinaus bei größeren Feuerwehreinsätzen half. Im Markt Stockstadt war die Werkfeuerwehr bei größeren Einsätzen immer als erstes an der Seite der Freiwilligen Feuerwehr Stockstadt. Im Landkreis war die Werkfeuerwehr mit ihren besonderen Kompetenzen und Sondergeräten in die Alarmplanung des Kreises eingebunden. Mit der Auflösung Werkfeuerwehr müssen verschiedene Alarmierungspläne im Landkreis Aschaffenburg angepasst werden. Die Werkfeuerwehr war in einige überörtliche Alarmierungskonzepte eingebunden, so war zum Beispiel ihr Feuerwehrboot für Einsätze auf dem Main eingeplant und sie stellte einen Messtrupp als Bestandteil des Messzuges, der bei Gefahrgutunfällen alarmiert wird.

Auch im Ortsgebiet von Stockstadt war die Werkfeuerwehr in der Alarmfolge nach der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr als nächste Feuerwehr bei größeren Schadenslagen vorgesehen. Diese Rolle fällt nun den Freiwilligen Feuerwehren der Nachbargemeinden zu. Abschließend bleibt der Kreisbrandinspektion, dem Kreisfeuerwehrverband und den ganzen Feuerwehren im Landkreis Aschaffenburg nur Danke für 122 Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit zu sagen und den betroffenen Kameradinnen und Kameraden der Werkfeuerwehr alles Gute für ihre Zukunft und viel Erfolg bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber zu wünschen. Alle Feuerwehrleute aus dem ganzen Landkreis würden sich freuen, wenn alle bisherigen Werkfeuerwehrleute zukünftig in den Freiwilligen Feuerwehren ihren Feuerwehrdienst fortsetzen und weiterhin Bestandteil unserer Feuerwehrfamilie bleiben.

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