Dazu zählen der geographische Zuschnitt der Pastoralen Räume, die Zusammensetzungen von Teams und Gremien oder das Leitungsmodell in den Räumen. Nun wird es vorrangig um inhaltliche Schwerpunkte pastoraler Arbeit gehen. Diese Wende von der Strukturdebatte hin zu den Inhalten markierte ein Diözesanforum am Samstag, 29. Oktober, im Würzburger Matthias-Ehrenfried-Haus. Bischof Dr. Franz Jung, Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran, Vertreter der diözesanen Gremien und der Pastoralen Räume nahmen an dem fünfstündigen Treffen teil. Es wurde live im Internet übertragen. Das Diözesanforum mit rund 90 Teilnehmenden schloss die „Gestaltungsphase“ ab, die das Diözesanforum 2020 eröffnet hatte. In den zwei Jahren seither wurden pastorale Konzepte und Ziele formuliert sowie Formen verbindlicher Zusammenarbeit in den Pastoralen Räumen etabliert. Die nun gestartete „Implementierungsphase“ ist auf rund drei Jahre angelegt. In diesem Zeitraum wird die Diözese Würzburg unter anderem Strategische Ziele und Pastorale Standards festlegen. Bei der Zusammenkunft blickte Bischof Jung zurück auf seine bisher 13 Besuche in Pastoralen Räumen. Positiv hob Jung das spürbare Interesse vor Ort hervor. Vertreter von Seelsorge, Gemeindecaritas, Einrichtungsleitungen, Ordensleute und evangelische Mitchristen seien der Einladung zum Gespräch gefolgt. Auch Bürgermeisterinnen und Bürgermeister seien fast jedes Mal da gewesen. Fast bei jedem Besuch in den Pastoralen Räumen werde die Frage nach Pastoralen Standards aufgeworfen. Das heißt: Wie sieht das pastorale Pflichtprogramm aus, auf was kann verzichtet werden und welcher Spielraum existiert, um Neues auszuprobieren? Die Zusammenarbeit von Seelsorgern und anderen Gemeindemitgliedern mit nichtkirchlichen Gruppen wertete der Bischof als gute Erfahrung. Beispielhaft nannte er das gemeinsame Verteilen von Lebensmitteln, die Nachbarschafts- und Flüchtlingshilfe. In diesem Jahr wolle er noch die Räume Karlstadt, Gerolzhofen und Hammelburg besuchen, kündigte der Bischof an. Die weiteren Besuche folgen dann ab 2023.

Die Pastoralreferentinnen Monika Albert und Christine Steger vom Team „Gemeindeentwicklung und pastorale Konzeption“ stellten die Ergebnisse einer anonymen Onlineumfrage der Diözese Würzburg vor. 2250 Personen hatten sich im Juli an der Umfrage beteiligt, konkret 1723 Ehrenamtliche und 527 Hauptamtliche. Laut Umfrage stößt das Programm „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ derzeit auf mehr Ablehnung als Zustimmung. Fast die Hälfte der Befragten sah wenig bis sehr wenig Chancen im Programm, lediglich vier Prozent gestanden dem Programm sehr viele Chancen zu. „Kommunikation ist ein Lernfeld“, bilanzierte Albert. Lediglich vier Prozent fühlten sich sehr gut informiert, bei knapp der Hälfte lag die Tendenz im unteren Bereich. Chancen sehen haupt- und ehrenamtlich Engagierte laut Umfrage in der Kooperation und Bündelung von Ressourcen. Positiv erlebt wurden überörtliche Gottesdienste und Angebote sowie die seitens der Diözese geleistete Unterstützung etwa beim Erledigen von Verwaltungsaufgaben. Mehr Kontakte innerhalb der Pastoralen Räume, die Angebotsvielfalt und der Blick über die eigene Gemeinde hinaus wurden als Chancen gesehen. Allerdings gaben 56 Prozent der Ehrenamtlichen an, sie würden bei Entscheidungen zur inhaltlichen Gestaltung der Pastoralen Räume erst im Nachhinein informiert. „Wahrgenommen wird eher eine Verwaltung des Mangels“, bekundete Steger. Der Blick vieler richte sich auf den vorhandenen Personal- und Finanzmangel, nicht auf ein neues Kirchenverständnis. Die Diözese stehe daher vor der Herausforderung, die bislang schwerpunktmäßig strukturellen Themen und Fragen in inhaltliche Themen und Fragen zu überführen. Das Potenzial der Pastoralen Räume sehen Umfrageteilnehmer in der Weitung des eigenen Horizonts, der Berührung von Kirche und nichtkirchlichem Umfeld, der Vernetzung und Kooperation. Eine pastorale Neuausrichtung könne nur gemäß der Bistumsvision geschehen, schloss Steger – „als Christsein unter den Menschen“.

Generalvikar Vorndran, Programmverantwortlicher von „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“, dankte dem Team „Gemeindeentwicklung und pastorale Konzeption“ für die Evaluation des komplexen Meinungsbildes in der Diözese. Er kündigte an, dass die Umfrageergebnisse bei der nächsten Sitzung des Lenkungskreises am 8. November beraten werden. Der Lenkungskreis ist das zentrale Entscheidungsgremium im Programm „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“. Auch in die Konferenz der Moderatoren und Koordinatorinnen und Koordinatoren der Pastoralen Räume werden die Ergebnisse eingebracht. Ehren- und hauptamtlich Engagierte informierten über gelungene Projekte und ermutigende Erfahrungen in Pastoralen Räumen. Vorgestellt wurden Beispiele motivierender Teamarbeit und gleichberechtigter Zusammenarbeit von Ehren- und Hauptamtlichen. Die Ehrenamtliche Marianne Rösser und die Verwaltungsreferentin Anja Steyer berichteten, wie Ehrenamtliche der Kirchenstiftungen im Dekanat Bad Kissingen bei Steuerfragen und Behördenkontakten entlastet werden. Christina Rathmann, Koordinatorin im Pastoralen Raum Kitzingen, und Caritasmitarbeiterin Katrin Anger stellten soziale Projekte vor, mit der die Kirche in Kitzingen in die Gesellschaft hineinwirkt. Uta Müller aus dem Pastoralen Raum Schwarzach am Main – Sankt Benedikt präsentierte ein 2021 gestartetes Wanderangebot, das Bewegung unter freiem Himmel mit der Suche nach Gottes Spuren in der Welt verbindet.

Einen Ausblick auf die inhaltliche Arbeit der kommenden Monate gaben beim Diözesanforum Liturgiereferent Dr. Stephan Steger, Mitglied der Arbeitsgruppe „Pastorale Standards“, sowie die Ordinariatsräte Dr. Christine Schrappe und Diakon Dr. Martin Faatz. Letztere gehören der Projektgruppe „Strategische Ziele“ an. In den Pastoralen Räumen gebe es den Wunsch nach verlässlichen Eckpunkten und einer gemeinsamen Basis für die pastorale Arbeit, sagte Steger. Dabei gehe es etwa um Angebote an Kirchenfesten wie Ostern und Weihnachten oder um das Gestalten der Firmkatechese und der kirchlichen Präsenz bei Tod und Trauer. Die von der achtköpfigen Arbeitsgruppe vorzulegenden Standards müssten inhaltlich theologisch gedeckt sowie an Bedarfen und Ressourcen ausgerichtet sein, bekräftigte Steger. So werde Qualität gesichert, eine Vergleichbarkeit der Pastoralen Räume ermöglicht und den Menschen Verlässlichkeit gegeben. Standards beschreiben laut Steger das Mindestangebot, das in allen Räumen gleich ist. Die Teams in den Pastoralen Räumen bekämen so die Freiheit, eigene Schwerpunkte zu setzen und sich von manchem Gewohnten zu verabschieden.

Die Ordinariatsräte Schrappe und Faatz äußerten sich zur Festlegung Strategischer Ziele. Diese müssten klären: Wofür stehen wir, wie reagieren wir auf Veränderungen und wie werden Ressourcen verteilt? „Wir wollen einfach in den kommenden Jahren handlungsfähig bleiben“, betonte Schrappe. Das beinhalte auch „hässlich-nüchterne Fragen“, etwa auf was in Zukunft verzichtet werden müsse. Laut Ordinariatsrat Faatz wurde bei den ersten beiden Treffen der Projektgruppe ein Zielbild diskutiert, also wie das Bistum in 15 Jahren aussehen könnte. Die Projektgruppe wolle im Februar 2023 den Entwurf Strategischer Ziele vorlegen. Bei Pastoralrat, Priesterrat, Diözesanrat und Allgemeinem Geistlichen Rat würden dann Rückmeldungen eingeholt. Die auf Basis der Rückmeldungen überarbeiteten Ziele sollen den Gremien erneut vorgelegt und dann laut Planung beim nächsten Diözesanforum am 17. Juni 2023 verabschiedet und veröffentlicht werden. Faatz kündigte an, dass die Ziele bereits 2023 Grundlage der Haushaltsplanung sein werden.

Generalvikar Vorndran dankte allen, die sich beim Diözesanforum kreativ eingebracht hatten. Besonders dankte er den beiden Projektgruppen. Man sei dabei, die Wende von der langen Strukturdiskussion hin zu den Inhalten zu vollziehen. Die Gruppe „Strategische Ziele“ werde zunächst Vorfahrt haben, weil die Pastoralen Standards mit deren Ergebnissen abgeglichen werden müssten. „Was alle betrifft, entscheiden wir im Hören aufeinander“, bekundete Vorndran. Bei den Pastoralen Standards strebe er eine Verständigung mit den Verantwortlichen in den Pastoralen Räumen an. Nach diesem „Basis-Check“ sollen die Pastoralen Standards im Herbst 2023 in den diözesanen Gremien vorgestellt werden.

Der Mitschnitt des Diözesanforums ist im Internet abrufbar unter youtu.be/ZN6DQjwBmTs.


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