Uniklinik Würzburg: Warnstreik trotz Einschüchterungen

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An beiden Streiktagen, den 27. und 28. März, haben ca. jeweils 60 Kolleg*innen der UKW Service GmbH ihr durch die Verfassung geschütztes Streikrecht wahrgenommen. Hintergrund: Die UKW Service GmbH, die zu 51% dem Uniklinikum Würzburg gehört, wurde mit dem Ziel gegründet Lohnkosten einzusparen. So verdienen die UKW Service-Beschäftigten teilweise 900€ brutto weniger pro Monat als Angestellte der Uniklinik, die dieselben Aufgaben erledigen. Eine betriebliche Altersvorsorge gibt es nicht.

Viele Kolleg*innen haben zwar eine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit, sind aber auf Mehrarbeitsstunden angewiesen. Die Arbeitgeberin nutzt diese Mehrarbeit somit als „Nasenprämie“ um sich die Beschäftigten gefügig zu halten. Jeder Euro zählt für eine Kollegin aus dem Service Bereich, um die Lebenshaltungskosten stemmen zu können.

Dazu Brigitte, Servicekraft: „Alle Kosten sind gestiegen, unser Lohn wurde in der Stunde nur um 30-50 Cent angehoben. Wie sollen Kolleg*innen, die eine Familie ernähren müssen, über die Runden kommen? Preise z.B. für Brot, Energie, Kinderbedarf sind für Alleinerziehende unmöglich zu finanzieren. Meine Kolleg*innen sind gezwungen einem Zweit-, oder sogar Drittjob nachzugehen.“

Dazu Stefan Kimmel, ver.di Gewerkschaftssekretär: „Geradezu skandalös, wie sich hier die Arbeitgeberseite versucht aus der Verantwortung zu ziehen. Profit steht über Allem. Kinderarmut, Altersarmut und negative Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten nimmt die UKW Service GmbH billigendend in Kauf. Beachtenswert ist der Mut der Beschäftigten, die für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und Vergütung kämpfen und das trotz massiver Einschüchterungsversuche durch die Arbeitgeberseite. So ist uns beispielsweise eine „Schwarze Liste“ bekannt, auf der intern streikende Kolleg*innen geführt werden. Beschäftigten der Universitätsklinik, z.B. Pflegekräfte wird untersagt eine Petition zur Unterstützung ihrer Kolleg*innen aus dem Service Bereich zu unterzeichnen. Das Kommunikationsangebot des Gewerkschaftssekretärs Kimmel wurde seitens des Pflegedirektors auf eine sehr emotionale Ebene gezogen und vehement abgelehnt. Die entsprechenden Petitionslisten wurden teilweise eingesammelt und weggeworfen. Das fügt sich ins bayernweite Bild ein, dass die Arbeitgeberseite abgibt. An den Unikliniken in Regensburg und Erlangen ist der Service Bereich auch ausgegliedert. Dort kämpfen die Kolleg*innen der Service Gesellschaften ebenso für die Angleichung an den Tarifvertrag der Länder. An beiden Standorten ist die Arbeitgeberin vor Gericht mit einem Antrag auf Untersagung des Arbeitskampfes insgesamt bereits dreimal gescheitert. Die Arbeitgeberseite hatte hierbei jedes Mal die Zuständigkeit von ver.di in Frage gestellt. In allen drei Verhandlungen hat das Gericht klar die Tarifzuständigkeit von ver.di bestätigt. In Erlangen wurde sogar ein Schreiben einer anderen Gewerkschaft genutzt, um die Kolleg*innen zu verunsichern und damit vom Streik abzuhalten. Dieses Schreiben ist nun vor zwei Tagen an der Uniklinik in Würzburg ebenfalls verbreitet worden. Über all das Genannte hinaus wurde einem Kollegen, der sich in der Auseinandersetzung sehr engagiert hat, ohne Angabe von Gründen fristgerecht gekündigt. Einem Beauftragtem der Gewerkschaft ver.di wurde ein Hausverbot erteilt. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel der Universitätsklinik in Augsburg. Hier gibt es keine Ausgliederung und es gelten für alle Beschäftigten die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes."

Weiterhin hält ver.di das Gesprächs- und Verhandlungsangebot aufrecht. Sollte die Arbeitgeberseite bei ihrer starren Haltung bleiben, kündigt ver.di an, die Arbeitskampfmaßnahmen nach Ostern auszuweiten.

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