Tropeninstitut-Studie: Omikron-Variante bislang nicht verbreitet

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Im Rahmen der vom Bayerischen Wissenschaftsministerium mitfinanzierten „Prospektiven COVID-19 Kohorte München“ (KoCo19) hat ein Forschungsteam des Tropeninstituts am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München das Abwasser der letzten Wochen auf die sogenannte, kürzlich entdeckte Omikron-Variante und weitere bekannte Varianten des Coronavirus untersucht.

Die Ergebnisse wurden am Freitag bekannt gegeben: Es wurde quasi nur die Delta-Variante gefunden. Daraus kann geschlossen werden, dass es bisher keine großflächige Verbreitung von Omikron in München gibt. „Die Ergebnisse lassen Schlüsse auf das weitere Infektionsgeschehen zu. Klar ist, dass die Delta-Variante des Virus vorherrscht und wir ihr in diesem Winter weiter mit aller Kraft entgegentreten müssen. Wir behalten die Lage weiterhin genau im Auge: Wenn Omikron in den nächsten Wochen in größerem Maße in München zirkuliert, wird das Projektteam dies durch das Abwasser-Monitoring frühzeitig feststellen können. Die Studie und ihre Erkenntnisse daraus zeigen uns, wie wichtig und wertvoll es ist, dass unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Pandemie eng begleiten. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse sind der zentrale Schlüssel im Kampf gegen die Pandemie. Auf ihrer Grundlage handeln wir und treten der Pandemie entschlossen und wirkungsvoll entgegen“, betonte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) angesichts der Forschungsergebnisse.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU): „Dass Omikron noch nicht im Abwasser der Landeshauptstadt nachweisbar ist, ist eine gute Nachricht! Noch liegen keine ausreichenden Informationen darüber vor, wie sich die Variante genau verhält. Deswegen ist es richtig und wichtig, wachsam zu bleiben! Bayern hat sehr rasch auf die neue Variante reagiert: Wir führen umfassende Kontrollen mit Testungen bei Einreise aus den Virusvariantengebieten am Flughafen durch. Ich danke allen Beteiligten, der Taskforce Infektiologie des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), dem Landratsamt Erding, der Bundespolizei, aber auch allen anderen Helfern, die rasch eine hervorragende Testinfrastruktur auf die Beine gestellt haben und die Kontrolle am Flughafen gewährleisten. Zugleich haben wir strenge Regeln für Isolation und Quarantäne im Zusammenhang mit Omikron in Kraft gesetzt. Damit wollen wir verhindern, dass sich Omikron durch Reisende in Bayern ausbreitet. Klar ist: Abstand, Maske, und das Einhalten der Hygieneregeln sowie Kontaktreduzierungen helfen gegen alle Varianten, sowohl gegen Delta als auch gegen Omikron! Ich appelliere überdies an die Menschen: Verzichten Sie, wenn möglich, auf Reisen, insbesondere in Virusvariantengebiete!“

Der Leiter des Forschungsteams PD Dr. med. Andreas Wieser erklärte: „In unseren Proben konnten wir bislang keine Omikron-spezifische RNA-Signatur beweisen. Dies weist darauf hin, dass in München bislang allenfalls sporadische Fälle aufgetreten sind. Wir werden unsere Untersuchungen fortsetzen und die Verbreitung der Omikron-Variante weiterverfolgen – die Lage bleibt dynamisch.“ In den analysierten Abwasserproben fanden sich fast ausschließlich Sequenzen, die auf die derzeit prädominanten Stämme der Delta-Variante hinweisen.

Ausbreitung neuer Virusvarianten frühzeitig erkennen

Die Ergebnisse konnten dank des Projekts „Prospektive COVID-19 Kohorte München” (KoCo19) gewonnen werden. Im Rahmen dieser Studie erhebt das Forschungsteam umfassende und vielfältige Daten, um den weiteren Verlauf der Pandemie einschätzen und bewerten sowie die Ausbreitung neuer Virusvarianten frühzeitig erkennen zu können. Die jüngsten Erkenntnisse zur Verbreitung der Virusvariante in München wurden im Rahmen eines seit April 2020 etablierten systematischen Abwasser-Monitorings anhand von Proben aus dem Münchner Abwassersystem hergeleitet. Die Forscherinnen und Forscher haben dazu über die letzten Wochen regelmäßig an vier verschiedenen Stellen im Stadtgebiet Abwasser entnommen und dieses weiter untersucht. Die Auswertung erfolgte mittels RT-PCR (Reverse Transcriptase Polymerase Kettenreaktion) und Genomsequenzierung. Da Infizierte zumindest Fragmente des Coronavirus ausscheiden, lässt sich das Genmaterial von verschiedenen Virusvarianten mit modernen molekularen Analysen des Abwassers nachweisen. Die Studie wurde durch das Bayerische Wissenschaftsministerium und das LMU Klinikum finanziert.

Am Abwasser-Monitoring sind neben dem Tropeninstitut am LMU Klinikum die Virologie des Max von Pettenkofer-Instituts, das Genzentrum der LMU, die Münchner Stadtentwässerung, die Branddirektion München, das Gesundheitsreferat der Stadt München und die Task Force Infektiologie des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) beteiligt.

Das Tropeninstitut unter der Leitung von Prof. Dr. med. Michael Hoelscher am LMU Klinikum München (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin) hat zusammen mit der Bayerischen Staatsregierung bereits zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 das Gesamtprojekt „Prospektive COVID-19 Kohorte München” (KoCo19) ins Leben gerufen. Seither konnten regelmäßig wichtige Schlüsse über die Verbreitung des Virus und die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen gezogen werden. Die Ergebnisse werden regelmäßig in einem Beratungsgremium, dem auch Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege angehören, analysiert.


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