Streiks gegen das Grauen vor Altersarmut im Handel

Bayern
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Die Arbeitskampfmaßnahmen im bayerischen Handel für existenzsichernde Einkommen machen an Halloween auf das Grauen vieler Beschäftigter vor der drohenden Altersarmut aufmerksam.

Dazu werden die Beschäftigten in rund 80 ausgewählten Betrieben in Bayern zum Streik aufgerufen. In Unterfranken sind das: Beschäftigte des Edeka Zentralagers in Gochsheim, dem Zentrallager von Kaufland in Donnersdorf. Aufgerufen sind ebenfalls die Beschäftigten von Douglas Würzburg, H&M Schweinfurt und Würzburg, Ikea Würzburg, Kaufland Filialen in Bad Kissingen und Schweinfurt und Hugendubel in Würzburg. Durch die Streikaktionen in den Zentrallägern kommt es zu Versorgungsengpässen, vor allem in den Filialen.

„Es ist wirklich gruselig anzusehen, wie immer mehr Beschäftigte im Handel von Altersarmut bedroht sind. Für viele im Handel, die wirklich harte Arbeit leisten, ist der Blick auf die anhaltenden hohen Lebensmittelpreise der blanke Horror", so ver.di Streikleiter Peter König in Würzburg. „Gegen dieses Grauen gemeinsam anzukämpfen und auf die Straße zu gehen, ist das Gebot der Stunde, so König weiter",

Geplanter Ablauf: In Würzburg werden sich die ca. 100 Streikenden von 9:00 bis ca. 11:00 am Dominikanerplatz in Würzburg versammeln, um dann gegen 11:00 Uhr zu einer Demonstration über den Dominikanerplatz zu einer Kundgebung vor dem Büro des Arbeitgeberverbandes (HBE) in der Bahnhofstr. 10, aufzubrechen. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 21.11.2023 in die achte Runde. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel werden am 11.12.2023 und im Buchhandel am 30.11.2023 fortgesetzt. Seit April finden eigenständige Tarifverhandlungen in Bayern für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, im Groß- und Außenhandel und im genossenschaftlichen Großhandel statt. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich zwischen 4,5 % und 5,3 % Entgelterhöhung in 2023. Zum Teil ergänzt wurden die Angebote um Inflationsausgleichsprämien weit unter 1.000 €. Für das zweite Jahr boten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen 2,9 % und 3,1 % an. Alle Angebote hatten eine Laufzeit von 24 Monaten.

Hintergrundinformation:

ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel:

  1. Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 € in der Stunde.
  2. Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 € im Monat.
  3. Erhöhung der unteren Beschäftigtengruppen und Löhne auf ein rentenfestes Mindesteinkommen von 13,50 € in der Stunde.
  4. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.
  5. Die Tarifverträge des bayerischen Einzelhandels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, damit Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam bekämpft werden.

ver.di fordert für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel:

  1. Tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte* um 13 %
  2. Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 €
  3. Die Laufzeit der Tarifverträge muss 12 Monate betragen.
  4. In einer gemeinsamen Initiative soll die Allgemeinverbindlichkeit der Entgelttarifverträge erreicht werden.

Untermauert wurden diese Forderungen durch eine breite Beschäftigtenbefragung, an der sich knapp 6.000 Kolleginnen und Kollegen aus über 500 Einzelhandels-Betrieben und knapp 4.000 Beschäftigte aus dem Groß- und Außenhandel beteiligten. Dort geben 76% der Befragten aus dem Einzelhandel an, Probleme zu haben, mit ihrem derzeitigen Gehalt den Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Groß- und Außenhandel liegt der Anteil bei 73%. 87% im Einzel- und 89% im Großhandel schätzen ein, dass ihre Rente aus dem derzeitigen Gehalt nicht vor Altersarmut schützt. 68% unterstützen eine überproportionale Anhebung der unteren Einkommen und 84% der Befragten fordern die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.


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