„Als wäre da noch ein Nachklang von den vielen Besucherinnen und Besuchern, die hier gebetet und Kerzen angezündet haben.“ Seit 15. Juli komplettiert die 53-Jährige das Mesnerteam mit Thomas Schumann und Roman Till und ist die erste Frau in dieser Position am Würzburger Kiliansdom. Zumindest seit dem Jahr 1917 – so weit reicht das Archiv der Würzburger Dompfarrei zurück. „Die Arbeit ist abwechslungsreich und vielseitig“, sagt sie über ihren Beruf. Doch brauche es auch Idealismus und Leidenschaft. „Man muss mit dem Herzen dabei sein.“ Die Mesner schließen den Dom morgens auf und abends wieder ab. Dazwischen liegen viele verschiedene Aufgaben. Sie bereiten unter anderem alles für die Gottesdienste sowie andere Veranstaltungen vor, beispielsweise Gebete oder Konzerte der Dommusik. Nach jedem Einsatz müssen die Messgewänder auf Beschädigungen überprüft und gegebenenfalls ausgebessert werden. Um den Dom ansprechend zu halten, sind unzählige Handgriffe nötig, vom Auffüllen der Kerzen und Opferlichter bis zur Pflege des Blumenschmucks. Sie bedienen die technischen Anlagen wie Lautsprecher oder Glockenanlage. Im Sommer muss der kleine Garten im Kreuzgang gepflegt werden, und im Winter achten sie darauf, dass die Zugänge und Treppen frei von Schnee und Eis sind. 

„Es sind viele verschiedene Aufgaben, die im Hintergrund ablaufen“, sagt Müller. Dabei sei jede Kirche, jeder Dom anders. Nicht nur die technische Ausstattung sei unterschiedlich. Auch die Geistlichen hätten ihre speziellen Bedürfnisse – und auch kleinen Wünsche. Die Kollegen würden sie bei der Eingewöhnung sehr unterstützen, sagt Müller: „Sie haben mich freundlich aufgenommen und mir alles erklärt.“ Ihr Arbeitsmotto laute „Ordnung und Würde“, sagt die Mesnerin: „Es muss ein schönes Gesamtbild sein.“ Seit fast 20 Jahren arbeitet Müller als Mesnerin. Angefangen hat alles am 1. April 2004 mit einer ehrenamtlichen Mesnerstelle in ihrer Heimatstadt Hückelhoven. Neben ihrer Arbeit in einem Spiel- und Bastelwarengeschäft hatte sie sich in der Ministrantenarbeit engagiert und war der damaligen Mesnerin zur Hand gegangen. „Als sie aufhörte, wollte sie, dass ich ihre Aufgabe übernehme.“ Viele Jahre übte sie das Amt nebenberuflich aus. Bis die Inhaber des Spielwarengeschäfts wegzogen und den Laden schlossen. „Ich musste mich neu orientieren“, sagt Müller. So wurde sie 2015 in der Pfarrei Sankt Pankratius in Köln-Junkersdorf hauptamtliche Mesnerin. Im März 2018 wechselte sie an den Dom zu Speyer. Ihre jüngere Tochter hatte die Ausschreibung entdeckt und ihr zugeschickt. Dort habe sie auch Bischof Dr. Franz Jung kennengelernt, der damals noch Generalvikar in Speyer war. Dann kam die Coronapandemie. „Das war eine harte Zeit“, erinnert sie sich. Es wurden keine Gottesdienste mehr gefeiert, und für die Mesner habe es kaum noch Aufgaben gegeben. Müller träumte von einer Europareise mit dem Wohnmobil, doch das Vorhaben scheiterte an technischen Problemen. So nahm sie stattdessen 2021 eine halbe Mesnerstelle in Rheineberg (Nordrhein-Westfalen) an. Auf der Suche nach einer Vollzeitstelle stieß sie auf die Würzburger Ausschreibung. „Ich bin zum Bewerbungsgespräch gekommen, und am nächsten Tag hat man mir schon einen positiven Bescheid gegeben.“

Würzburg ist für Müller Neuland. In ihrer Freizeit, erkundet sie bei Spaziergängen mit ihren beiden Hunden die Stadt. Die Residenz und die Festung habe sie schon besucht, erzählt sie. „Es ist eine schöne Stadt, und ich kann alles zu Fuß erreichen.“ Sie liebe es, in Kirchen zu arbeiten, sagt die Mesnerin. „Es sind Gebäude, die Ruhe und Kraft ausstrahlen.“ Im Kiliansdom hat sie schon einige Lieblingsorte entdeckt. Einer davon befindet sich in der Krypta. In den dicken Mauern sind zwei Nischen eingelassen. Darin stehen Kunstwerke – links ein modernes Kreuz, rechts eine italienische Madonna aus dem 16. Jahrhundert. Liebevoll blickt sie auf ihren Sohn, der auf ihrem linken Knie steht. Im Halbdunkel hat die Szene etwas Entrücktes. „Das ist für mich ein besonderer Ort.“  Wer mehr darüber erfahren möchte, was hinter den Kulissen eines Doms passiert: Die SWR-Dokumentation „Wir sind Gottes Diener“ in der Reihe „Werktags-Helden“, entstanden 2019, zeigt einen Arbeitstag im Speyerer Dom am Hochfest Mariä Himmelfahrt, dem Patronatsfest des Doms. Die Redaktion folgte Chefsakristan Markus Belz und Susanne Müller, damals Sakristanin in Speyer, vom Aufschließen des Doms um 6 Uhr morgens über die Vorbereitungen für die Gottesdienste bis zur nächtlichen Lichterprozession. Zu sehen ist die Dokumentation auf YouTube (https://www.youtube.com/watch?v=Hy-Ubv79X6A).

© Kerstin Schmeiser-Weiß (POW) | Seit Mitte Juli gehört Susanne Müller zum Team der Dommesner: "Die Arbeit ist abwechslungsreich und vielseitig." So werden beispielsweise die Messgewänder nach jedem Einsatz auf Beschädigungen überprüft.


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