Aus Sicht der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. bleibt die konjunkturelle Entwicklung in Bayern weiter schwach. „2023 ist ein Jahr der wirtschaftlichen Stagnation. Wir gehen davon aus, dass die bayerische Wirtschaft im Gesamtjahr 2023 in etwa auf dem Vorjahresniveau verharren wird. Die Unsicherheiten sind groß und die Perspektiven bleiben verhalten. Die kaum gebremste Inflation, die anhaltend hohen Energiekosten, die gestiegenen Zinsen, die schwache Weltwirtschaft sowie der Mangel an Fach- und Arbeitskräften belasten die Unternehmen im Freistaat", erklärte vbw Präsident Wolfram Hatz bei der heutigen Vorstellung des aktuellen vbw „Weißbier-Index" in München. Der Index ist gegenüber dem Frühjahr 2023 von 101 auf 93 Punkte gefallen, alle vier Teilindizes haben sich verschlechtert. Zuletzt unter 100 Punkten lag der Index 2021 zu Zeiten der Corona-Pandemie. „Unser Weißbierglas leert sich gegenüber dem Frühjahr weiter. Der Lageindex Wachstum, der die allgemeine Konjunkturlage beschreibt, ging deutlich von 108 auf 96 Punkte zurück. Damit haben sich unsere pessimistischen Erwartungen aus dem Frühjahr leider bewahrheitet. Der Prognoseindex Wachstum ist ebenso gefallen, von 89 auf 81 Punkte", führte Hatz aus und ergänzte: „Der Lageindex Beschäftigung ging leicht von 102 auf 99 Punkte zurück und der Prognoseindex Beschäftigung sank spürbar von 106 auf 96 Punkte. Die schwache Konjunktur hinterlässt damit allmählich ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt."
Mit Blick auf die einzelnen Sektoren der bayerischen Wirtschaft erläuterte Hatz: „Der Bau und insbesondere der Wohnungsbau leiden bei ohnehin hohen Baukosten massiv unter den gestiegenen Zinsen. Der Einzelhandel und andere konsumnahe Bereiche werden durch die hohe Inflation gebremst, die die Kaufkraft reduziert. Tourismus und Gastgewerbe können zwar noch vom Aufholeffekt nach Corona profitieren, die Konsumschwäche macht sich aber auch hier allmählich bemerkbar. In der Industrie ist die Lage differenziert: Automobilindustrie, Maschinenbau und Elektroindustrie konnten im laufenden Jahr ausgehend von einem niedrigen Niveau ihre Produktion steigern. Dagegen mussten energieintensive Branchen wie die Chemie- oder Papierindustrie zum Teil deutliche Produktionsrückgänge hinnehmen", so Hatz. Während sich die Lieferengpässe und der Materialmangel in den meisten Bereichen entspannen, verschlechtert sich parallel dazu die Auftragslage bei den Unternehmen. Hinzu kommen die geopolitischen Konflikte und Kriege, die die Unsicherheit bei den Betrieben nochmals erhöhen.
Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Stagnation darf 2023 aus Sicht der vbw nicht auch ein Jahr des politischen Stillstands werden. Hatz machte deutlich: „Mit dem Strompreispaket hat die Regierung begonnen, zu handeln. Wir brauchen aber zusätzlich die Einführung eines Brückenstrompreises. Zudem brauchen wir einen wirksamen Bürokratieabbau, niedrigere Arbeitskosten und eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast." Abschließend hob Hatz die Bedeutung einer zukunftsorientierten Standortpolitik hervor: „Unsere Wirtschaft und vor allem unsere Industrie steht vor riesigen Herausforderungen. Für die Transformation sind gewaltige Investitionen notwendig. Wenn wir wollen, dass diese Investitionen im Inland getätigt werden, dann müssen wir die Rahmenbedingungen an unserem Standort verbessern. Ansonsten droht eine De-Industrialisierung."
Übersicht Entwicklung vbw Index:
02/2023 01/2023 02/2022 01/2022
vbw Index gesamt: 93 101 103 126
Lage-Index Wachstum: 96 108 109 124
Prognose-Index Wachstum: 81 89 70 97
Lage-Index Beschäftigung: 99 102 122 142
Prognose-Index Beschäftigung: 96 106 110 142