Strukturwandel braucht Zeit

Vogler
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Auch wenn an den vergangenen Tagen noch einmal ein Hauch von Sommer in der Luft lag, kann die derzeitige Situation nicht darüber hinweg täuschen: In Bezug auf das Wetter und die Politik hat sich die Großwetterlage umgestellt: In beiden Fällen wird die aktuelle Lage deutlich ungemütlicher. Egal, wie die Wahlen am Wochenende in Brandenburg ausgehen, die AfD wird unaufhaltsam stärker und die jahrelange links-grüne Grundstimmung in der Bundesrepublik ist jäh zum Stillstand gekommen, ja sie hat sich – wie die jüngsten Wahlergebnisse gezeigt haben – in ihr Gegenteil verkehrt.

Auch wenn der Sommer uns den Rücken gekehrt hat, so sind die Probleme unverändert geblieben. Zwar ist an der Preisfront etwas Ruhe eingekehrt, aber auf einem recht hohen Niveau. Beispiel Butter: Das 250-Gramm-Päckchen bewegt sich preislich um zwei Euro und liegt damit um satte 50 bis 60 Cent über dem Vorjahresniveau. Was sich hier in den Supermärkten sozusagen „im Kleinen“ zeigt, das spiegelt sich wirtschaftlich auf höherer Ebene jeden Abend in den Nachrichten: Dem Volkswagenwerk geht es schlecht und Werksschließungen sind nicht mehr auszuschließen und bei dem wichtigen Stahlkocher Thyssen-Krupp brennt die Hütte.

Besonders die prekäre Situation der Automobilindustrie geht hier an der Region Main-Kinzig nicht spurlos vorbei. Glaubt man der Statistik hängt auch zwischen Frankfurt und Fulda etwa jeder siebte Arbeitsplatz direkt oder indirekt mit der Automobilindustrie zusammen. In Gelnhausen sind es Unternehmen wie Veritas und Litens, in Bad Soden-Salmünster die WOCO, die auf das engste mit den Autowerken verbunden sind. Mithin gilt da auch das abgewandelte Sprichwort: Wenn die Fahrzeugwerke husten, haben die Zulieferer eine schwere Grippe.

Kein Wunder also, wenn sie die Belegschaften in den Zulieferbetrieben und Automobilindustrie große Sorgen machen, wie ihre Zukunft aussieht. Der angedachte Strukturwandel vom Verbrenner zum E-Auto ist dabei auch ein Beispiel, wie eine missratene Wirtschaftspolitik Veränderungen zum Negativen eher befeuert, als zur Abmilderung eines schmerzlichen, aber erforderlichen Wandels beizutragen. Dass der Zeitenwandel weg von fossiler Energie hin zu den sogenannten „Erneuerbaren“ deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, als von vielen selbst ernannten Experten gedacht, das zeigt die globale Entwicklung des Rohölpreises. Heizöl wird aktuell um 95 Cent angeboten, ein Preis der nach der vorangegangenen Inflationsrate als moderat anzusehen ist, nicht billig, aber gemessen am Strom doch recht preiswert. Kein Wunder also, dass auch das Geschäft mit den Wärmepumpen schleppend verläuft. Auch hier bleibt festzustellen: Die Menschen haben wenig Vertrauen in die Wirtschaftspolitik.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (73) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Publizist mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern ist der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" aktiv. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an und war zehn Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender in Erlensee. Partei und aktiver Politik hat er vor mehr als 20 Jahren den Rücken gekehrt.


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