Was die einen als großen Sieg zelebrierten, war für viele Experten und Befürwortern der friedlichen Nutzung von Kernkraft der „GAU“, also der größte anzunehmende Unfall im Bereich der Energieversorgung. Dieser „Spaltpilz“ wird nicht allein die Energiepolitik noch lange beschäftigen. Diese Meinungskluft trennt Menschen bis in die Familien hinein. Der Grund ist nachvollziehbar: Bezahlbare Energie ist für ein Industrieland wie die Bundesrepublik Deutschland der Lebenssaft schlechthin. Gibt es keine auskömmliche Versorgung mit Energie zu bezahlbaren Preise, dann ist ein schlimmes Erwachen aus den süßen Träumen alternativer und CO2-freundlicher Energie unausweichlich.

Als langjährig politisch interessierter Mensch ist mir kein Ereignis in der Bundesrepublik erinnerlich, wo selbst bekennende Klimaschützer, veritable Energieexperten und Ökonomen sich unisono dafür engagieren, die angestrebte Energiewende mit deutlich mehr Sachverstand, Augenmaß und einer tragfähigen sozialen Komponente in die Praxis umzusetzen, als dies bislang der Fall ist. Derzeit fehlt es in allen drei Bereichen nicht nur an der nötigen Expertise, im Gegenteil. Pseudoreligiöse Vorstellungen von selbsternannten und inkompetenten „Fachleuten“ tragen dazu bei, dass auch hier die Gräben zwischen Ihnen und dem „Wahlvolk“ immer tiefer werden. Wenn dann noch von einem veritablen Minister Kernkraftwerke in der Ukraine in ihrer Funktion bestätigt, hier aber abgeschaltet werden, dann fällt dazu vielen Menschen nichts mehr ein.

Bleibt noch ein Blick auf die Kosten für Strom, Heizung und Wärme. Auch hier sind die Kosten explodiert. Mit einem Kilowattstundenpreis von rund 42 Eurocent liegt Deutschland (nach Dänemark) aus Platz 2 der höchsten Strompreise in Europa. Zum Vergleich: In Frankreich werden pro kWh rund 20 Cent berechnet. Die staatlichen Zuschüsse konnten diese Kostenexplosion bestenfalls teilweise ausgleichen.

Besonders betroffen sind dabei Rentner und Pensionäre, die einerseits nur über ein bescheidenes Einkommen verfügen, deren Bedarf an einer warmen Stube aber deutlich größer ist, als bei Jüngeren. Da stellt sich auch die Frage, wo die finanziellen Mittel herkommen sollen, um gerade im Bereich Heizung und Brauchwasser Modernisierungen vorzunehmen. Bei den aktuell hohen Preisen ist an Sparen für Investitionen wohl nicht zu denken.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (72) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Publizist mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern ist der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" aktiv. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an und war zehn Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender in Erlensee. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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