Weltmeister der Moralapostel

Vogler
Tools
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

In wenigen Tagen geht ein Jahr zu Ende, das für die meisten Menschen eine ganze Reihe von Unannehmlichkeiten mit sich brachte: An erster Stelle zu nennen sind die exorbitant gestiegenen Energiepreise.

Damit nicht genug, gab es in nahezu allen Bereiche des täglichen Lebens einen kräftigen Kostenanstieg. Sicherlich hat der Ukraine-Konflikt diese ohnehin schwierige Situation zusätzlich befeuert. Es gab aber bereits in den Vorjahren erste Hinweise, dass es wirtschaftlich eine Wende zum Schlechteren geben werde.

Über viele Jahre hinweg lebten viele Kreditnehmer – salopp gesagt – von den Sparern. Die Null-Zins-Politik diente in der Praxis einer „kalten Enteignung“ all derjenigen, die zur Vorsorge etwas auf die „hohe Kante“ gelegt hatten. In der Politik wurde offensichtlich viele Beschlüsse nach der jeweiligen Stimmungslage in der Bevölkerung, nicht aber nach wirtschaftlichen oder staatspolitischen Notwendigkeiten getroffen. Nach dem Unglück im japanischen Fukushima fiel die Entscheidung in Deutschland alle Kernkraftwerke nach und nach abzuschalten. Dies mit der doppelten Negativ-Folge, dass die deutsche CO2 Bilanz immer schlechter ausfällt und das Strom knapp wird, insbesondere dann, wenn kein Wind weht und Sonne nicht scheint.

Das zu Ende gehende Jahr führte uns auch ein weiteres Mal deutlich vor Augen, dass Deutschland, einst als Apotheke der Welt gepriesen, Schwierigkeiten hat, wichtige Medikamente vorzuhalten. Mal fehlt Hustensaft, mal Basisstoffe für die Krebstherapie. Beides ist sicherlich nicht auf den Ukraine-Russland-Konflikt zurück zu führen. Und dann das Debakel Fußball-WM. Ja, Deutschland hat sich als Weltmeister der Moralapostel präsentiert, überheblich, belehrend, mit wenig Teamgeist und besserwisserisch. Das Resultat war eindeutig. Viele Kommentatoren haben sich berechtigterweise über dieses Deutschland lustig gemacht, zumal der sportliche Erfolg ausblieb.

Bei aller Kritik an den Ereignissen in 2022 gibt es allen Grund die Zukunft mit Tatkraft zu gestalten. Es wird dabei sicherlich erforderlich werden, liebgewordene Gewohnheiten und Bequemlichkeiten über Bord zu werfen. Manch Komfort und die eine oder andere Sozialleistung werden verschwinden und als Folge werden eher unangenehme Maßnahmen Platz greifen, um unseren Wohlstand zu halten und wo immer möglich in kleinen Schritten weiter zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein frohes und geruhsames Weihnachtsfest im Kreise lieber Menschen und hoffe, dass sich 2023 für uns alle erfreulicher präsentiert, als das zu Ende gehende Jahr. Bitte gönnen Sie mir zum Jahreswechsel ein paar freie Tage. Anfang Februar melde ich mich dann im neuen Jahr an dieser Stelle wieder zu Wort.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (72) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Publizist mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern ist der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" aktiv. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an und war zehn Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender in Erlensee. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von Aschaffenburg News!