Fördern ja, aber auch fordern!

Vogler
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In der Vorweihnachtszeit gibt es alle Jahre wieder zahlreiche Spendenaufrufe.

Die aktuell dunkle, kalte Jahreszeit, animiert sicherlich viele Menschen einen Beitrag zu leisten, um denjenigen unter die Arme zu greifen, den es deutlich schlechter geht, denen ein Dach über dem Kopf fehlt oder, die über zu wenig Essen verfügen. Als Symbol für die Hilfebereitschaft gilt gemeinhin der heilige St. Martin. Es soll in einer kalten Nacht einem frierenden Obdachlosen geholfen haben, indem er seinen eigenen Mantel mit dem Schwert in zwei Stücke teilte und so einen armen Menschen vor dem Tod durch Erfrieren bewahrte.

St. Martin gebührt für diesen Entschluss in mehrfacher Hinsicht großer Respekt. Um sein Eigentum zu teilen musste er nicht erst die Zustimmung von Dritten einholen. Er konnte seinen Entschluss sofort und unmittelbar wirksam in die Tat umsetzen. So musste nicht erst mühsam ein „Umverteilungsprojekt“ in Gang gesetzt werden, es waren also keine umständlichen Sozialgesetze erforderlich. Heute stehen für Hilfsaktionen allein in Deutschland milliardenschwere Sozialtöpfe zur Verfügung, für deren Verteilung ganze Heerscharen von Beamten und Verwaltungsangestellten erforderlich sind. Schließlich soll es ja einigermaßen gerecht zu gehen.

Und das gilt nicht allein für die Verteilung des Sozialbudgets. Das verfügbare Geld muss ja bevor es mildtätigen Zwecken zugeführt werden kann erst einmal erwirtschaftet werden. Und da streiten sich bekanntlich die Geister. Wer einer geregelten Arbeit nachgeht, der möchte gern auch die Früchte dieser Mühen ernten. In Anbetracht der aktuellen Abgabenlast kommt bei vielen Arbeitern und Angestellten Frust auf, weil der Abstand zwischen Lohn und Gehalt auf der einen Seite und dem „Bürgergeld & Co.“ auf der anderen Seite sehr gering ist.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Die meisten Menschen sind durchaus bereit, Menschen zu helfen, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind. Auf wenig Verständnis stößt jedoch die Tatsache, das eine stattliche Zahl von Personen „Hartz 4“ oder jetzt „Bürgergeld“ als Lebensphilosophie betrachten, mit dem man zwar nicht üppig wohl aber auskömmlich und vor allen Dingen ohne besondere eigene Anstrengungen leben kann. Hinzu kommt, dass für diese Leistungen immer seltener Gegenleistungen von der Gesellschaft eingefordert werden. Der von dem leider schon verstorbenen Landrat Erich Pipa geprägte Grundsatz „Fördern und Fordern“ gerät immer mehr in den Hintergrund. Und das ist sehr schade.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (72) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Publizist mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern ist der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" aktiv. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an und war zehn Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender in Erlensee. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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