Was kommt nach dem Krieg?

Vogler
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Derzeit wird die Öffentlichkeit mit grausamen Bildern aus der Ukraine regelrecht geflutet. Nahezu alle Medien überbieten sich mit Nachrichten, in denen „die Russen“ als Bösewichte schlechthin dargestellt werden und die russische Armee als Inbegriff des Satanischen präsentiert wird.

In Anbetracht der offensichtlichen Kriegsgräuel eine durchaus verständliche Reaktion. Ob es aber sinnvoll ist, den Botschafter und Präsidenten der Ukraine in einem solchen Maß Sendezeit einzuräumen, bleibt zunächst einmal dahingestellt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der deutsche Bundespräsident offenbar von der Ukraine ausgeladen und damit ein ganzer Staat sehr brüskiert wurde.

Es steht zu befürchten, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen uns noch eine ganze Weile beschäftigen werden. Dabei steigt auch mit jedem Tag das Risiko, dass Europa direkt in den Strudel des Krieges hineingezogen wird. Die Hemmschwelle ist durch einschlägige Medienpräsentationen der Ereignisse mittlerweile stark abgesenkt worden: Selbst Grüne und deren Sympathisanten fordern von Deutschland die Lieferung „schweren Kriegsgerätes“ in die Ukraine. An andere europäische Staaten ist eine vergleichbare Forderung (bislang) nicht gerichtet worden.

Der Kampfpanzer Leopard (LEO) 1, von Grünen und anderen Pazifisten einst als „Teufelswerkzeug“ gebrandmarkt, soll es jetzt richten. Ein Eingeständnis, dass grüne Friedensträume kläglich gescheitert sind. Die Forderung nach dem militärischen kommen überdies aus vielen Redaktionen, deren Journalisten überwiegend keinen Wehrdienst geleistet haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Eine unheilvolle Spirale hat sich in Bewegung gesetzt. Sie erinnert die an die Vorgeschichte der beiden Weltkriege. In diesen Tagen jährt sich überdies zum 100. Mal der Jahrestag der Verträge von Rapallo. Die beiden Verlierer des ersten Weltkrieges, Deutschland und Russland, fanden dort zueinander, weil sie von den übrigen europäischen Staaten als Parias, als Aussätzige, behandelt wurden. Damit wurde ein Grundstein für den späteren zweiten Weltkrieg gelegt wurde. Die derzeitige und sehr weitgehende Sanktionierung Russlands deutet einen ähnlich fatalen Weg an.

Analogien zur aktuellen Situation sind unverkennbar: Es ist immer mehr von „Aufrüstung“ und „Abschreckung“ die Rede, immer weniger von Vorschlägen, wie der Konflikt auf dem Verhandlungsweg gelöst werden kann. „Give Peace A Chance“ (Gebt Frieden eine Chance), dieser musikalische Appell von John Lennon ist derzeit wichtiger denn je. Leider ist von beiden Konfliktparteien derzeit keinerlei Bereitschaft zu erkennen, im Interesse der betroffenen Menschen den Versuch einer gütlichen Einigung zu unternehmen. Es wäre schlicht eine Katastrophe, wenn erst auf den Trümmern der Ukraine der unselige Konflikt beigelegt wird. Das kann nicht im Interesse von Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen sein.

Es wäre eine gute Osterbotschaft, wenn die westeuropäischen Staaten anfangen einen Weg aufzeigen, wie es nach dem Krieg weitergehen soll. Bereits der Westfälische Frieden zur Beendigung des 30jährigen Krieges hat deutlich gemacht: Alle am Konflikt Beteiligten müssen an einen Tisch. Nur so lässt sich ein tragfähiger Interessenausgleich längerfristig bewerkstelligen. Dafür ist es allerhöchste Zeit. Nicht nur Russland, auch die NATO muss dabei Maximalpositionen räumen.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (71) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Oikos-Gruppe (Bien-Zenker Living- und Hanse Haus) und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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