Handwerk: Stabile Geschäftslage, spürbare Verunsicherung

Foto: Sascha Schneider

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Trotz aktuell vielfältiger wirtschaftlicher Herausforderungen präsentiert sich Geschäftslage im unterfränkischen Handwerk bislang stabil. Insgesamt 88,6 % der im Rahmen der Konjunkturumfrage befragten Unternehmen bezeichneten sie im 2. Quartal 2022 als gut oder befriedigend, was einem Zuwachs von 4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal entspricht.

Preissteigerungen, Lieferengpässe und Unsicherheit aufgrund der künftigen Energieversorgung bleiben Risikofaktoren und der Grund, warum die Unternehmen mit Vorsicht auf die nächsten Monate blicken.

Material- und Lieferengpässe, drastische Preissteigerungen, Inflation und Unsicherheiten bei der Gasversorgung – das Handwerk steuert aktuell durch stürmische Zeiten. „Dennoch zeigt sich die Konjunktur im Handwerk in Unterfranken robust, was einmal mehr die Bedeutung dieses Wirtschaftsbereiches als Stabilitätsanker der Gesamtwirtschaft unterstreicht“, kommentiert Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken, die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage für das zweite Quartal 2022. Hier gaben insgesamt 88,6 % der Unternehmen an, mit ihrer Geschäftslage in den Monaten April bis Juni zufrieden gewesen zu sein. Im Vergleich zum Vorquartal entspricht dies einer Steigerung um 4 Prozentpunkte. Eine durchschnittliche Kapazitätsauslastung von 82 % sowie eine durchschnittliche Auftragsreichweite von 14,3 Wochen sind ebenfalls Indikatoren für eine weiterhin stabile Handwerkskonjunktur.

„Diese Ergebnisse sind erfreulich, dürfen aber nicht über die Herausforderungen hinwegtäuschen, denen wir in den nächsten Monaten gegenüberstehen“, bremst Ludwig Paul. So zeigt die Konjunkturumfrage, dass sich die Preisspirale bei der Beschaffung von Material und Rohstoffen weiter nach oben dreht: Insgesamt 87,6 % der befragten Unternehmen berichten von gestiegenen Einkaufspreisen. Im Gegenzug dazu gaben lediglich 63,2 % an, auch die Verkaufspreise erhöht zu haben.

Viele Branchen legen zu
Mit 93,4 % an zufriedenen Betrieben zeigt sich die Geschäftslage bei den Betrieben im Bereich Ausbau im Vergleich zum 1. Quartal noch einmal leicht verbessert. Im Bauhauptgewerbe bewerteten 90,2 % ihre aktuelle Lage als gut oder befriedigend, was einem Rückgang um 3,8 Prozentpunkte entspricht. „Die Unternehmen in den Bereichen Bau und Ausbau bleiben das Rückgrat der stabilen Handwerkskonjunktur in der Region“, so die Einschätzung von Ludwig Paul. Trotz hoher Materialpreise und Lieferschwierigkeiten sind die Auftragsbücher weiter gut gefüllt, die Verunsicherung mancher Bauherren aufgrund steigender Zinsen und ungewisser Förderbedingungen schlage sich bislang noch nicht voll in den Zahlen nieder. Wieder deutlich aufgehellt hat sich die Stimmung bei Kfz- und Gesundheitshandwerken sowie den persönlichen Dienstleistern, wo jeweils über 80 % von einer zufriedenstellenden oder guten Geschäftslage im 2. Quartal berichten.

Fachkräfte fehlen
Neben den Herausforderungen aufgrund der aktuellen außen- und innenpolitischen Entwicklungen bleibt auch der Fachkräftemangel über alle Gewerke hinweg ein bestimmendes Thema. Die Konjunkturumfrage zeigt deutlich, dass mehr Beschäftigte die Betriebe verlassen als neu hinzukommen. „Die Entwicklung ist vor allem deshalb alarmierend, weil wichtige Zukunftsaufgaben wie die Klima- und Mobilitätswende nicht ohne Fachkräfte aus dem Handwerk zu bewerkstelligen sind“, so Ludwig Paul. Vor diesem Hintergrund sei es positiv zu bewerten, dass die Bayerische Staatsregierung Verbesserungen für die berufliche Bildung im Freistaat beschlossen hat, darunter Investitionen in die Bildungszentren des Handwerks sowie eine höhere Förderung der überbetrieblichen Ausbildung, die für Auszubildende im Handwerk verpflichtend ist und die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule ergänzt.
Regionale Unterschiede
Mit insgesamt 86 % bewerten die Unternehmen in der Region Bayerischer Untermain im 2. Quartal des Jahres ihre Geschäftslage etwas zurückhaltender als die Betriebe in den Regionen Würzburg (90,4 %) und Main-Rhön (89,5 %). Ludwig Paul: „Dennoch wird auch beim Blick in die Regionen die Stärke des Handwerks in den einzelnen Städten und Gemeinden deutlich.“

Verhaltener Blick in die Zukunft
Für das 3. Quartal erwarten 71,4 % der befragten Unternehmen, dass ihre Geschäftslage gleichbleiben wird. Lediglich 7 % gehen von einer Verbesserung aus, 21,6 % von einer Verschlechterung. „Die Verunsicherung, wie es weitergeht, bleibt spürbar. Neben steigenden Preisen sowie Material- und Lieferengpässen bleibt vor allem die unklare Entwicklung auf dem Gasmarkt ein Risikofaktor“, so Ludwig Paul. Die Handwerkskammer für Unterfranken schließt sich daher der Aufforderung an, schon jetzt so viel Erdgas wie möglich einzusparen sowie, wo möglich, den Einsatz alternativer Energieversorgung zu prüfen und umzusetzen.

Bildunterschrift:
Bislang stabil präsentiert sich die Geschäftslage der unterfränkischen Handwerksbetriebe – und das trotz zahlreicher Herausforderungen wie steigender Kosten oder Lieferschwierigkeiten. 


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