Professor em. Dr. Bernhard Casper gestorben

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Im Alter von 91 Jahren ist am Mittwoch, 8. Juni, Professor em. Dr. Bernhard Casper gestorben, emeritierter Freiburger Professor für Christliche Religionsphilosophie und Priester der Diözese Würzburg.

Casper wurde 1931 in Trier geboren. Sein Abitur legte er 1949 in Aschaffenburg ab. Weil das Würzburger Priesterseminar zerstört war, ging er 1949 für zwei Jahre zum Theologiestudium nach Freiburg im Breisgau. Bischof Dr. Julius Döpfner lenkte Caspers Interesse früh auf die Philosophie. Von 1951 bis 1956 studierte er in Rom an der Päpstlichen Universität Gregoriana Philosophie und Theologie. In Rom wurde er am 10. Oktober 1955 zum Priester des Bistums Würzburg geweiht. Von 1956 bis 1959 war Casper Assistent von Professor Bernhard Welte am Lehrstuhl für Christliche Religionsphilosophie der Universität Freiburg und promovierte 1959 zum Doktor der Theologie. Im gleichen Jahr wurde Casper Kaplan in Großwallstadt sowie in Würzburg-Sankt Josef. Von 1961 bis 1962 war er Studentenseelsorger in Würzburg und zeitweilig in der Leitung von Burg Rothenfels tätig. 1968 habilitierte er sich in Freiburg mit der Arbeit „Das dialogische Denken“ über Martin Buber, Franz Rosenzweig und Ferdinand Ebner. Von 1971 bis 1978 lehrte er Fundamentaltheologie an der Universität Augsburg. Während dieser Zeit bemühte er sich um eine Ausgabe der gesammelten Schriften des Philosophen Franz Rosenzweig. Die Mitarbeit in der Rosenzweig-Forschung und das Bemühen um ein neues Verhältnis zwischen christlichem und jüdischem Denken machte sich Casper seither zu einem Anliegen. Von 1973 bis 1978 war der Religionsphilosoph außerdem Konsultor des Vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubenden. Von der Rosenzweig-Forschung angeregt, begann Casper das Denken des französisch-jüdischen Phänomenologen Emmanuel Levinas für den deutschen Sprachraum zu erschließen. Daraus gingen zahlreiche Aufsätze hervor. Von 1975 bis 2006 war Casper zudem auf Ernennung der Deutschen Bischofskonferenz Mitglied der Bischöflichen Studienförderung „Cusanuswerk“.

1978 wurde Casper als Nachfolger seines inzwischen verstorbenen Freundes und ehemaligen Bischofs von Aachen, Klaus Hemmerle, auf den Lehrstuhl für Christliche Religionsphilosophie nach Freiburg berufen. Zu seinem Werk zählen zahlreiche Aufsätze über Martin Heidegger. Darüber hinaus engagierte sich Casper in der Hochschulseelsorge. 1995 wurde er für seine Bemühungen um einen Brückenschlag zwischen französischer Religionsphänomenologie und deutscher Theologie zum Ehrendoktor der Katholischen Universität Paris (Institut Catholique) ernannt. Seit 1999 war Casper emeritiert. Er war Ehrenvorsitzender der Bernhard-Welte-Gesellschaft und gab zusammen mit Freunden von 2006 bis 2011 die Gesammelten Schriften Weltes heraus. Diese konnte er Papst Benedikt XVI. überreichen. Zudem war Casper Mitglied des Arbeitskreises „Wissenschaft und Theologie“ der Katholischen Akademie in Bayern. Er war Mitglied des Editorial Board des Archivio di Filosofia Rom, des Wissenschaftlichen Beirats des Jahrbuchs für Religionsphilosophie in Freiburg und des Comité Scientifique für die Edition der Werke von Emmanuel Levinas in Paris.

Zu Caspers jüngsten Veröffentlichungen zählen „Grundfragen des Humanen. Studien zur Menschlichkeit des Menschen“ aus dem Jahr 2014 und „Das Ereignis des Betens. Grundfragen einer Hermeneutik des religiösen Geschehens“, das 2016 in die zweite Auflage ging und auch ins Tschechische, Italienische und Spanische übersetzt wurde. 2020 erschien „,Geisel für den Anderen – Vielleicht nur ein harter Name für Liebe‘. Emmanuel Levinas und seine Hermeneutik diachronen da-seins“. Sein jüngstes Werk erschien im April 2021 im Verlag Herder und trägt den Titel „Die spätromanische Rose der Barmherzigkeit. Einführung in ein Hauptwerk des Freiburger Münsters“.

Das Requiem für den Verstorbenen wird am Samstag, 25. Juni, um 11.30 Uhr in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Wittnau gefeiert, die Beisetzung schließt sich an.


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