Spitzengespräch bei Holetschek zum Fachkräftemangel in Pflegeeinrichtungen

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Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek setzt sich intensiv dafür ein, mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen und dort langfristig zu halten.

Holetschek beriet am Montag in München in einem Spitzengespräch mit den Verbänden der bayerischen Pflegewirtschaft über geeignete Maßnahmen. Anschließend betonte der Minister: „Wir brauchen attraktivere Arbeitsbedingungen in der Pflege - dazu gehören verlässliche Dienstpläne. Gefordert sind auch die Kommunen, damit bezahlbarer Wohnraum und Kinderbetreuungsmöglichkeiten für Pflegekräfte geschaffen werden. Außerdem muss die Bundesregierung die Visa-Probleme von einwanderungswilligen Pflegekräften endlich beseitigen.“ Teilnehmer des Spitzengesprächs waren Vertreterinnen und Vertreter des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V. sowie der Freien Wohlfahrtspflege Bayern, der Lebenshilfe, des Diakonisches Werks, des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Landesverband Bayern, des BRK und der AWO Landesverband Bayern. Dabei waren auch die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) und das Bayerische Landesamt für Pflege. Der Minister warnte: „Der Pflegekräftemangel spitzt sich immer weiter zu. Zunehmend mehr Pflegeeinrichtungen und auch ambulante Pflegedienste berichten davon, dass sie aufgrund des Arbeitskräftemangels bald schließen müssen.  Wir müssen deshalb gesamtgesellschaftlich alles dafür tun, dass eine Pflegekatastrophe verhindert wird.“

Holetschek ergänzte: „Der Freistaat Bayern engagiert sich bereits sehr für die Gewinnung von Fachkräften: So treiben wir derzeit unter Hochdruck die Finalisierung der ‚Fast Lane‘ für ausländische Pflegefachkräfte voran. Das heißt: Wir vereinfachen und zentralisieren das Anerkennungsverfahren. Ich begrüße es, dass nun auch die Bundesregierung mehr als bisher in dieser Angelegenheit unternimmt. Ich hoffe, dass bei den Gesprächen in Brasilien Fortschritte erreicht werden können.“ Der Minister erläuterte: „Ein Meilenstein ist die Zentralisierung des Anerkennungsverfahren beim Landesamt für Pflege zum 1. Juli 2023. Dies ist die Grundlage für eine bayernweit einheitliche, standardisierte, digitalisierte und zügige Verfahrensabwicklung - und ein bedeutender Schritt, um die Attraktivität Bayerns für die dringend benötigten Pflegefachkräfte zu stärken. Wir wollen alle bestehenden Ermessensspielräume weit ausnutzen, um die vor Ort Tätigen in der Herausforderung, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, zu unterstützen.“

Dr. Sabine Weingärtner, Vorsitzende Freie Wohlfahrtspflege Bayern, betonte: „Als Freie Wohlfahrt Bayern sind wir froh, dass Minister Klaus Holetschek die prekäre Personalsituation in der Pflege so deutlich wahrnimmt und mit uns gemeinsam nach kurzfristigen Lösungen sucht. Das Problem ist komplex, denn wir haben inzwischen einen Personalmangel in allen Bereichen der Einrichtungen, auch zum Beispiel in der Hauswirtschaft. Viele Bausteine müssen deshalb zusammengesetzt werden, wie die schnelle Anerkennung von ausländischen Fachkräften oder auch Maßnahmen für Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger. Darüber hinaus müssen wir gemeinsam alles dafür tun, dass Menschen gerne im Pflegebereich arbeiten und wieder in diese Berufsfelder zurückkommen.“ Kai Kasri, Landesvorsitzender des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V.: „Der Personalmangel ist der Kern der aktuellen wirtschaftlichen Probleme in der Pflege. Deshalb ist jede Beschleunigung der Zuwanderung in die Langzeitpflege wichtig. Der Freistaat Bayern liefert. Jetzt ist auch die Bundesregierung gefragt, zum Beispiel mit schnelleren Visaerteilungen in den Herkunftsländern."

Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, ergänzte: „Ohne Pflegekräfte aus dem Ausland werden wir die Versorgungssicherheit nicht aufrechterhalten können, insofern sind alle Maßnahmen, die Migrations- und Integrationsprozesse fördern, zu begrüßen. Doch der Fachkräftemangel in der Pflege ist ein weltweites und folgenschweres Phänomen, dem man daher nicht dauerhaft durch Zuwanderung begegnen kann. Wir müssen zwingend mittel- bis langfristig einen vollständigen Systemwandel vollziehen und Pflege in allen ihren Dimensionen neu denken, um die derzeitige Krise – und es ist eine Krise – nachhaltig zu bewältigen.“ Holetschek unterstrich: „Bayern begegnet den Herausforderungen auch mit dem Konzept ‚Gute Pflege. Daheim in Bayern‘. Damit liefern wir Lösungsansätze zum Auf- und Ausbau einer zukunftsfähigen pflegerischen Versorgungsstruktur, zur Fachkräftegewinnung sowie zu Finanzierungsfragen. Bayern wird zudem ein Modellprojekt zu Springerkonzepten fördern, um verlässliche Arbeitszeiten in der Langzeitpflege zu etablieren. Hierfür stehen insgesamt bis zu 7,5 Millionen Euro zur Verfügung.“

Holetschek warb auch dafür, die Ausbildung des Nachwuchses zu verbessern und mehr Fortbildungsmöglichkeiten zu entwickeln. Der Minister betonte: „Die Einrichtungen brauchen mehr qualifizierte Praxisanleiterinnen und -anleiter, um dem pflegerischen Nachwuchs die nötige praktische Hilfestellung in der Ausbildung zu bieten. Dafür sind die Ausbildungsträger gefragt. Darüber hinaus sollten Weiterbildungen zum Beispiel in speziellen Fachbereichen wie Pädiatrie oder Intensivpflege nach der generalistischen Ausbildung fester Bestandteil werden. Auch bei Wiedereinsteigern in den Pflegeberuf schlummert großes Potenzial.“


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