Bernd Rützel (SPD): Pflanzenschutz für Weinbau lebensnotwendig

Politik
Tools
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Der kürzlich von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf einer „Verordnung über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln“ sorgt derzeit beim Fränkischen Weinbauverband für viel Stirnrunzeln, weshalb die Winzer und Winzerinnen den SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel aus Gemünden um Unterstützung gebeten haben.

Mit der Verordnung aus Brüssel soll die seit 2009 geltende Richtlinie zur Nutzung von Pflanzenschutzmitteln abgelöst und deren Einsatz weiter deutlich verringert oder in manchen Gebieten auch gar nicht mehr angewendet werden. Das betrifft auch den Weinbau. Die Krux dabei: Fast die Hälfte des Weinanbaugebiets Franken müsste auf jeglichen Pflanzenschutz verzichten – auch ein Bioweinbau wäre dort nicht mehr möglich. „Uns geht es vor allem um die von der EU-Kommission bevorzugte Option. Diese sieht nicht nur Reduktionsziele von 50 Prozent sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene rechtsverbindlich vor, sondern zudem das Verbot der Verwendung aller chemischen Mittel in sogenannten empfindlichen Gebieten“, erklärten Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, und Geschäftsführer Hermann Schmitt im Gespräch mit Rützel im Weingut May in Retzstadt. Gerade diese Regelung betreffe gut die Hälfte des fränkischen Weinanbaugebiets, unter anderem die Gebiete an der Mainschleife, wie Volkach, Nordheim, Sommerach und viele weitere Weinbaugemeinden, die in sogenannten empfindlichen Gebieten, wie Fauna-Flora-Habitat (FFH)-, Vogel- und Landschaftsschutzgebieten, lägen. Eine Bestätigung dieser Option hätte folglich enorme Auswirkungen auf die fränkische Weinwirtschaft und den Weinbau, wie beide Verbandsvertreter darlegten: Hier sei dann Weinbau kaum mehr möglich - auch kein ökologischer Weinbau, denn das geplante Verbot umfasse auch die im Ökolandbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel.

„Weniger chemische Pflanzenschutzmittel im Pflanzenbau ist richtig und wichtig – sollte aber natürlich vor allem dort Anwendung finden, wo es auch Sinn macht. Und das ist sicher nicht in den klassischen und landschaftsprägenden Steillagen in fränkischen Weinbaugebieten“, bekräftigte der SPD-Abgeordnete Rützel. Im nachfolgenden Austausch mit den Landwirtschaftsexperten der SPD-Bundestagsfraktion bekam Rützel bestätigt, dass es weiter großen Gesprächsbedarf gebe, sowohl was die Definition und Kategorisierung der „empfindlichen Gebiete“ angehe als auch die Anrechnung bisheriger Reduktionsleistungen im Pestizideinsatz. Hier habe Deutschland bereits Erhebliches geleistet, wie am europaweit harmonisierten Risikoindex abzulesen sei: So sei von 2012 bis 2020 rund 35 % weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt worden. Hinzu komme, dass Deutschland über weitaus mehr Schutzgebiete als einige Nachbarstaaten verfüge bzw. solche angegeben habe. Gut sei aber, dass die Verordnung rechtlich bindender sei als die Rahmenrichtlinie und alle EU-Staaten gleichermaßen zur Mitwirkung verpflichtet. „Die Debatte zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln ist auf europäischer Ebene erst am Anfang. Gleichwohl gilt es hier ein waches Auge drauf zu haben. Das habe ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen der SPD-Fraktion. Wir bleiben am Thema dran“, versicherte Rützel abschließend.

Bildunterschrift: Im Einsatz für den Frankenwein (v.l.): Rudolf May (Inhaber Weingut May), SPD-Bundestagsabgeordneter Bernd Rützel, Artur Steinmann (Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes), Benedikt May (Juniorchef Weingut May) und Hermann Schmitt (Geschäftsführer Fränkischer Weinbauverband). Bild: Walter Volpert


PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von Aschaffenburg News!