Pandemiebedingte Defizite an bayerischen Gymnasien beheben

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Vor Kurzem wurden in einer von der Kultusministerkonferenz vorgestellten viel beachteten Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) enorme Lerndefizite bei Viertklässler*innen festgestellt. Defizite treten jedoch auch an weiterführenden Schulen auf. Damit sich die seit zwei Jahren aufgestauten Rückstände nicht weiter verfestigen, muss dringend ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt werden.

Die Landesfachgruppe Gymnasien der GEW-Bayern schlägt konkrete Schritte vor, wie Schüler*innen gezielter unterstützt werden können, auch durch die Verbesserung der Organisation von Schule und Unterricht.

Dieser Katalog an Maßnahmen geht weit über das hinaus, was seitens der Staatsregierung und des Bundes bisher an Förderung zur Kompensation der Pandemiefolgen in die Wege geleitet wurde. Er umfasst eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen, die von der individuellen Hilfe bis zu strukturellen Veränderungen bei der Schul- und Unterrichtsorganisation reichen. „Viele dieser Maßnahmen sind längst überfällig“, betont Angelika Altenthan, GEW-Hauptpersonalrätin in der Gruppe Lehrer an Gymnasien. „Mit den gravierenden Folgen der Pandemie auch für die Gymnasien erscheinen sie umso dringlicher.“

So sollen alle Schüler*innen noch mehr persönliche Beratung und Unterstützung erhalten, vor allem in psychischer, physischer und sozialer Hinsicht. Dazu brauche es nicht nur eine größere Zahl an Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen an allen Gymnasien, sondern auch Angebote zur Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung. Auch die Schullaufbahnberatung soll intensiviert werden. All dies ist die notwendige Grundlage für erfolgreiches Lernen und eine gesunde Entwicklung der Persönlichkeit.

Für die Schulklassen sieht die Landesfachgruppe großen Bedarf im Bereich Sozialverhalten sowie Gemeinschaftsbildung. „Hier sind nach wie vor sehr große Defizite auch an den Gymnasien zu sehen“, hebt Angelika Altenthan hervor. Deshalb muss es gruppenbezogene Angebote durch Schulsozialpädagog*innen und Klassenleitungen geben. Eine im Stundenplan fest verankerte Stunde, in der die Klassenleiter*innen die zahlreichen Probleme der Kinder und Jugendlichen überhaupt einmal ansprechen und bereden können, ist beispielsweise eine kleine, aber absolut gewinnbringende Maßnahme.

Ebenso werde mehr Zeit für das Schließen von Lücken im Grundwissen benötigt. Die bisher vorgenommenen Streichungen und Schwerpunktsetzungen in den Lehrplänen entlasten die Lehrpläne nur um Inhalte, die auch vor der Pandemie nicht immer erfüllt werden konnten. Hier sollten die Lehrkräfte Themen und Inhalte freier auswählen können, auch um der jeweiligen Lernsituation der Klassen und Kurse gerecht zu werden. Damit einhergehend müssten Leistungserhebungen reduziert werden, Prüfungsformen flexibler gestaltbar sein.

Für die gymnasiale Oberstufe schlägt die Landesfachgruppe vor, ein Mentoring- oder Tutor*innensystem fest zu etablieren. Damit würde auch den Schüler*innen bis zum Abitur die notwendige Beratung und individuelle Unterstützung geboten, die sie besonders jetzt dringend brauchen.

Die pandemiebedingten Defizite können jedoch nicht ohne eine Änderung der Rahmenbedingungen an den Schulen behoben werden. Die Landesfachgruppe sieht in ihrem Entwurf deshalb vor, dass es noch mehr Anrechnungsstunden für Schulpsycholog*innen und Beratungslehrer*innen gibt und an jedem Gymnasium mindestens eine feste Stelle im Bereich Schulsozialpädagogik eingerichtet wird.

Angelika Altenthan abschließend: „Gerade in Zeiten von um sich greifender Unsicherheit über unser aller Zukunft ist es absolut wichtig, dass wir uns intensiv um die besten Möglichkeiten für unsere Kinder und Jugendlichen kümmern. Das gelingt nur, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.“


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