Stellungnahme der Vorsitzenden des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der aktuellen Krisen

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Aufruf: Menschen in ihren Ängsten und Sorgen ernst nehmen – Entschieden gegen radikales, rassistisches und extremistisches Gedankengut eintreten – Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken – Wirkungsvolle Hilfsangebote stützen

„Durch den Klimawandel, die weltweite Migrationsbewegung, die Coronapandemie, den brutalen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die daraus resultierenden Folgen wie die Energiekrise, eine steigende Inflation und eine drohende Rezession sind viele Menschen zunehmend verunsichert. Nach Jahrzehnten eines friedlichen und zusammenwachsenden Europas, des Aufbruchs der Blockkonfrontation und der Deutschen Einheit, eines stabilen Wirtschaftswachstums mit gesellschaftlichen Wohlstand sehen sich viele Menschen bislang unbekannten Zukunftsängsten in vielerlei Dimensionen ausgesetzt. Mit großer Sorge nehmen wir die Versuche radikaler und extremistischer Gruppierungen wahr, die Unsicherheit der Menschen, das Misstrauen gegenüber der Politik und den Ärger über die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen der aktuellen Krisen für ihre Sache auszunutzen. Sie bieten einfache Lösungen für komplexe Probleme an. Das scheint für verunsicherte oder sich machtlos fühlende Personen attraktiv. Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen gilt es, unsere Demokratie zu schützen und mit aller Entschiedenheit gegen radikales, rassistisches und extremistisches Gedankengut einzutreten. Wir alle sind dazu aufgerufen, hier eine klare Kante zu zeigen!

Als Vorstand des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg appellieren wir an alle Menschen, dabei mitzuhelfen, sich der Gefahr des gesellschaftlichen Auseinandertreibens und dem Gift des Populismus entgegenzustellen. Wir dürfen uns nicht gegenseitig ausspielen lassen. Vielmehr gilt es, alles das zu stärken, was uns verbindet und eint. Es ist anzunehmen, dass die nächste Zeit nicht einfach werden wird. Weitere Belastungen und damit Unsicherheit drohen. Wir sehen aber auch, dass unser Land wirtschaftlich stark ist und mit einem leistungsfähigen Staat, innovativen Unternehmen, einer guten Forschung, einer starken gesellschaftlichen Mitte und der Gewissheit, als deutsche Gesellschaft auch in der Vergangenheit schon große Krisen gemeistert zu haben, dem aktuellen Gegenwind etwas entgegensetzen kann.

Für uns als Gesellschaft kommt es nun darauf an, zusammenzuhalten und Schwächere nicht aus dem Blick zu verlieren, sie auf unserem Weg mitzunehmen. Viele Menschen sind heute schon am Rande ihrer Leistungsfähigkeit, wissen nicht mehr, wie sie über die Runden kommen. Sie können nicht mehr verzichten, weil ihr gesamter Alltag bereits aus Verzicht besteht. Sie kämpfen jeden Tag für ihren Lebensunterhalt, ihre Gesundheit, ihre Wohnung und das Wohlergehen ihrer Kinder. Auch nehmen wir die wachsende Bedrohung vieler Betriebe und Selbstständiger wahr, die wegen der hohen Energiepreise oder unterbrochener Lieferketten in ihrer Existenz gefährdet sind. Dies alles gilt es ernst zu nehmen. Uns ist es wichtig, dazu beizutragen, diesen Menschen Zuversicht zu gegeben und Perspektiven zu eröffnen. Sowohl als Staat wie auch als Kirche müssen wir alles in unserer Kraft stehende tun, um denen zu helfen, die es alleine nicht schaffen. Seitens des Staates sehen wir viele wirkungsvolle Entlastungspakete, Abwehrschirme und Unterstützungsleistungen in der Planung und teilweise in Umsetzung. Die christlichen Kirchen engagieren sich durch viele Beratungsangebote, Hilfsprojekte, Hilfsfonds und Anlaufstellen. In unserem Bistum Würzburg sind vor allem auch der Diözesan-Caritasverband, die unterfränkischen Kreiscaritasverbände, viele Jugend- und Erwachsenenverbände und vor allem auch viele Pfarreien vor Ort mit unkomplizierten, niederschwelligen und wirkungsvollen Hilfsangeboten präsent.

Besonders dankbar sind wir für die Spende von rund zwei Millionen Euro des Bistums Würzburg aus den Steuermehreinnahmen der aktuell ausgezahlten Energiepreispauschale zur Weitergabe an Menschen in Not. Die dadurch mögliche Hilfe wird durch den Fachdienst Allgemeine Sozialberatung (ASBD) des Diözesan-Caritasverbandes organisiert. Aber auch die vielen gesellschaftlichen wie auch privat organisieren Hilfsprojekte und Unterstützungsangebote zeugen von bürgerschaftlichen Engagement und machen uns Mut, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Wenn wir es schaffen, als Gesellschaft zusammenzuhalten, einander nicht aus dem Blick zu verlieren und uns gegenseitig unterhaken, wird vieles sicherlich besser auszuhalten und einfacher zu meistern sein. 

Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg

Anja Mantel, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg

Ralf Sauer, stellvertretender Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg“

Bitte beachten Sie: Dies ist eine Stellungnahme des Vorstands des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, nicht des Bistums Würzburg


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