Dominikanerinnen verlassen Neustadt

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Alle 13 Ordensfrauen ziehen im Januar 2023 nach Kist in eine Seniorenresidenz – Pfarrer Johannsen: „Die Geschichte Neustadts wird immer auch ein wenig die Geschichte des Ordens sein“

Die Dominikanerinnen verlassen ihr Kloster in Neustadt am Main (Landkreis Main-Spessart) zum Beginn des Jahres 2023. Das hat Schwester Christiane Sartorius, Verantwortliche für Deutschland, am Donnerstag, 10. November, bekanntgegeben. Wie in den meisten Ordensgemeinschaften in Deutschland und Westeuropa fehle auch in Neustadt der Ordensnachwuchs. Aktuell leben in dem großen Kloster am Main 13 betagte Schwestern. In einem längeren Prozess hätten sich die Schwestern sich mit der Entwicklung der Gemeinschaft auseinandergesetzt und sich schließlich schweren Herzens entschieden, nach einer Alternative für das viel zu groß gewordene Gebäude zu suchen. Unerwartet schnell sei diese Suche nun erfolgreich gewesen. Anfang Januar 2023 werden die Schwestern in die neu gebaute Seniorenresidenz in Kist (Landkreis Würzburg) umziehen. Damit geht eine mehr als 100-jährige Geschichte zu Ende. 1909 kamen die Schwestern nach Neustadt, um hier ein Ausbildungshaus für künftige Ordensfrauen zu eröffnen, die in die Mission nach Südafrika gesendet werden sollten. In den 1970er Jahren entstand in Zusammenarbeit mit dem Diözesan-Caritasverband auf dem Gelände der ehemaligen Benediktinerabtei ein Rehabilitationszentrum für psychisch kranke junge Menschen. Dieses wurde 2017 nach Würzburg verlegt. Lange Jahre waren die Schwestern in der Leitung und in der Therapie tätig.

In enger Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung wird nach Angaben der Dominikanerinnen nun an Plänen für die Zukunft des Klostergebäudes gearbeitet. „Die Schwestern bedauern den Weggang sehr. Sie müssen vieles zurücklassen: die Pfarrei, mit der die Schwestern sehr verbunden sind, Freunde und nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Teil schon seit vielen Jahren für die Schwestern tätig sind“, sagte Sartorius. Die politische Gemeinde habe mit viel Verständnis, aber auch mit großem Bedauern auf diese Entscheidung reagiert. Für Neustadt gehe eine Ära zu Ende: der Ort und das Kloster seien untrennbar miteinander verbunden gewesen, betonte die Deutschlandverantwortliche des Ordens. Pfarrer Sven Johannsen, Kurator des Pastoralen Raums Lohr am Main, bedauerte in einer ersten Reaktion den Weggang. Er verstehe aber die Entscheidung gut. „Es war jetzt Aufgabe der Leitung, eine Entscheidung für die Zukunft zu fällen.“ Es sei schade, dass diese Zukunft für die Gemeinschaft nicht im Lohrer Seniorenzentrum der Caritas möglich sei. Die Schwester hätten nicht nur zur Gemeinde gehört, „sie waren mit den Menschen in Neustadt und Erlach eine Einheit“.

Vielen Menschen seien sie den Menschen in Neustadt Seelsorgerinnen, Wegbegleiterinnen und Freundinnen gewesen. „Sie haben das gemeindliche und gottesdienstliche Leben getragen, übernahmen den Küsterdienst, die Leitung des Chores, das Orgelspiel und die Feiern von Wortgottesdienste“, betonte Pfarrer Johannsen. Zudem seien die Ordensfrauen über viele Jahre Mitglieder im Pfarrgemeinderat und bei allem beteiligt gewesen, was im Dorf geschah. „Die Geschichte Neustadts wird immer auch ein wenig die Geschichte des Ordens sein.“ Johannsen und die gesamte Gemeine in Neustadt freue sich auf die verbleibende gemeinsame Zeit und auf das Weihnachtsfest, das man nochmals miteinander feiern könne. „Anfang des Jahres wollen wir Dank sagen, Abschied nehmen und den Aufbruch der Schwestern unter den Segen Gottes stellen.“

 


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