GEW Bayern: Bildung muss deutlich mehr wert sein

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Die Ergebnisse des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) erschrecken: Grundschüler*innen haben deutschlandweit große Schwierigkeiten im Rechnen, Lesen, Schreiben und Zuhören. Bayerns Schüler*innen stehen im Ländervergleich zwar besser da, doch haben sie sich seit 2011 ebenfalls stetig verschlechtert. Der IQB-Bildungsbericht weist seit über zehn Jahren auf eine wachsende Ungleichheit der Bildungschancen hin. Kitas und Grundschulen gelingt es scheinbar immer weniger, allen Kindern gerecht zu werden. Die GEW Bayern spricht deshalb von einem Bildungsnotstand und fordert ein Sonderbudget „Bildung“ von 100 Milliarden Euro.

„Schule bietet Kindern nicht das, was sie brauchen“, sagt Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern. Seit 2011 haben sich die Leistungen von Grundschulkindern in der vierten Klasse verschlechtert. „Jetzt alles auf Corona zu schieben, ist falsch. Da macht man es sich im Kultusministerium zu einfach. Bereits vor der Pandemie war diese Entwicklung abzusehen“, meint Kohl. „Es ist befremdlich, wenn sich das Ministerium nach diesem Ergebnis freudestrahlend an die Öffentlichkeit wendet und das Ergebnis im Ländervergleich als Erfolg verkauft. Die Situation ist zu ernst, um daraus politisches Kapital schlagen zu wollen. Die Täuschung der Öffentlichkeit muss endlich aufhören. Die Situation ist dramatisch und hat bereits jetzt Auswirkungen auf viele Bildungsbiografien“, mahnt Kohl. „Es gelingt in Kitas und Grundschulen immer weniger, herkunftsbedingte und soziale Nachteile so auszugleichen, dass alle Kinder gerechte Bildungschancen haben. Die Folge ist, dass bereits nach vier Jahren Schule ein großer Teil der Kinder abgehängt ist, weil ihnen notwendige Unterstützungssysteme fehlen. Wir kennen die Folgen: Eine Mittelschule mit riesigen Problemen nicht nur in sozialen Brennpunkten, überfüllte Förderschulen, ein Anstieg im Bereich der sozial-emotionalen Auffälligkeiten und fehlende Nachwuchs-Lehrkräfte. Das kann auch gesamt- und volkswirtschaftlich fatale Folgen haben.“

Martina Borgendale, Vorsitzende der GEW Bayern, fordert grundlegende Verbesserungen in Sachen Bildung: „Wir befinden uns in einem beispiellosen Bildungsnotstand, der auch unser friedliches Zusammenleben als Gesellschaft bedroht. Junge Menschen benötigen bestmögliche Rahmenbedingungen, um zufriedenstellende Lebensperspektiven entwickeln zu können. Wir müssen die Schere zwischen Arm und Reich schließen – stattdessen geht sie immer weiter auseinander. Das zeigt sich auch in den Ergebnissen des Bildungsberichts. Kinder, die nur über begrenzte Ressourcen verfügen, fallen hinten runter. Das können wir keinesfalls so weitermachen.“

Borgendale schlägt ein bundesweites Sonderbudget „Bildung“ von 100 Milliarden Euro vor. „Offene Baustellen, die geschlossen werden müssen, gibt es genug und wir weisen seit Jahren immer wieder darauf hin. Das fängt mit heruntergekommenen und zu kleinen Kita- und Schulgebäuden an, setzt sich in der Ausstattung fort und endet damit, dass personelle Ressourcen an Schulen und Kitas fehlen. Wenn wir Bildung weiter wie vor 100 Jahren verstehen und kleine Kinder gemäß eines nicht mehr haltbaren Leistungsprinzips in die verschiedenen Schularten verteilen, in dem die Mittel- und die Förderschule die abgehängten Schüler*innen aufnimmt, anstatt eine bedürfnisgerechte Bildung in Angriff zu nehmen, sorgen wir dafür, dass auch in Zukunft nur die Privilegiertesten in den Genuss der allumfassenden Teilhabe kommen – der Rest wird sich das aber auf Dauer nicht gefallen lassen können. Bildung ist der Schlüssel für alle Kinder und muss uns deshalb erheblich mehr wert sein!“


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