Vertreter*innen von Teenstar haben in Schulen keinen Platz!

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Der in der Kritik stehende Anbieter sexualpädagogischer Kurse Teenstar musste ein Engagement an einer Grundschule in Regensburg aufgrund der Recherche des Bayerischen Rundfunks (BR) und der Anweisung der Schulbehörden vorzeitig beenden.

Gut so, meint die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW), die dem BR bei der Recherche behilflich sein konnte. Für externe Anbieter, die an Schulen Lehrplaninhalte übernehmen, geben die Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung in den bayerischen Schulen die dafür notwendigen Inhalte und Lernziele vor. Wer sich nicht daran hält, hat an Schulen nichts verloren. Die Beauftragten für Familien- und Sexualerziehung an den Schulen tragen hier eine besondere Verantwortung. Dafür müssen diese aber auch entsprechend geschult werden, fordert die Bildungsgewerkschaft. Nachdem der Bayerische Rundfunk angefangen hatte, über Teenstar zu recherchieren, kam ein Interview mit Florian Kohl, dem stellvertretenden Vorsitzenden der GEW Bayern, schnell zustande. „Die Recherche zu Teenstar ergibt viele Fragezeichen. In Österreich beispielsweise wurden interne Schulungsmaterialien öffentlich, in denen Teenstar Homosexualität als heilbar bezeichnet – eine Meinung, die jenseits wissenschaftlicher Erkenntnisse liegt und ein Zeichen von Homophobie darstellt. Der Einsatz des Vereins an österreichischen Schulen wurde deshalb dort auch unterbunden. „Ich habe mir Material von Teenstar schicken lassen. Auf den ersten Blick erscheint es wenig bedenklich. Jedoch wird darin – um nur ein Beispiel zu nennen – das traditionelle Bild der Familie ungebrochen propagiert, alternative Lebensformen werden nicht erwähnt. Zudem wird Werbung für externe Teenstar-Kurse gemacht“, sagt Florian Kohl.

„Wir müssen bei diesem Thema sehr sensibel sein“, meint Kohl. „Wir leben in einer pluralistischen Welt, und wenn Kinder von zwei Müttern oder zwei Vätern im Klassenzimmer sitzen, Kinder danach fragen, ob Männer Männer, Frauen Frauen lieben können oder Jugendliche sich gerade auf der Identitätssuche befinden und viele Fragen haben, werden weltfremde und ideologisch verblendete Antworten ihnen in keiner Weise gerecht. Ich persönlich bin der Meinung, dass Sexualerziehung nicht in die Hände von christlich-fundamentalistischen Vereinen gehört. Wenn man die Expertise externer Expert*innen in die Klassenzimmer holt, sollte man genau prüfen, wer da kommt und welche Botschaften vermittelt werden.“ An den Schulen sind gemäß der bayerischen Richtlinien Beauftragte für Familien- und Sexualerziehung zu ernennen. „Sie sind diejenigen, die externe Anbieter und deren Angebot prüfen. Sie tragen somit eine große Verantwortung für einen sehr sensiblen Bereich“, meint Florian Kohl. Ob es den Beauftragten allerdings möglich ist, Anbieter zu filtern, die nicht den Richtlinien entsprechen, hält er für zweifelhaft. „So wird Teenstar von einem christlich-fundamentalistischen Netzwerk gestützt, das vielen nicht bekannt ist“, so Kohl weiter.

Er fordert, dass sich das Kultusministerium des Themas weiter annimmt. „Teenstar ist laut eigener Aussage auch an anderen Schulen in Bayern aktiv. Ich meine, dass offengelegt werden muss, an welchen Schulen aktuell Aktivitäten geplant sind. Hier ist das Kultusministerium gefragt. Schulleitungen und die Beauftragten für Familien- und Sexualerziehung an Schulen müssen darüber unterrichtet werden, dass Kontakte zwischen Schulen und Teenstar unerwünscht sind. Darüber hinaus fordern wir, dass das Kultusministerium allumfassende Fortbildungsmöglichkeiten für die Beauftragten für Familien- und Sexualerziehung an Schulen anbietet, bei denen auch für die Ziele erzkonservativer Netzwerke sensibilisiert wird.“ Die Behörden haben den Workshop von Teenstar aufgrund der Recherche des BR gestoppt. Möglich wurde das, weil eine Mutter genauer hin- und vor allem nicht darüber hinweggesehen hat, dass in einer ausgelegten Teenstar-Broschüre unter anderem Selbstbefriedigung als schädlich und Homosexualität als „situationsbedingt in Gefängnissen“ auftauchend bezeichnet wurde. Dazu Florian Kohl: „Ich bin der Mutter sehr dankbar und habe mich auch bereits persönlich bei ihr gemeldet. Auch ihr Umfeld sollte froh darüber sein, dass menschenverachtende Inhalte nicht an ihre Kinder weitergegeben werden. Eltern sollten genau hinschauen, wenn externe Anbieter ihr Material vorstellen. Schule ist für unsere Kinder und Jugendlichen ein Schutzraum, in dem sie sich ohne Angst entwickeln sollen. Antifeminismus und LGBTIQ-feindliche Positionen haben da keinen Platz.“

 


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