„Gottes Segen erhalte Ihre Liebe lebendig“

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Domkapitular Albin Krämer feiert Gottesdienst für Ehepaare, die 50, 60 oder 65 Jahre verheiratet sind – Nach zwei Jahren Coronapause wieder Begegnung auf dem Kiliansplatz – Vertrauen und Kommunikation als Basis einer guten Ehe.

Mit rund 150 Paaren, die ihr 50., 60. oder 65. Ehejubiläum begehen, hat Domkapitular Albin Krämer in Vertretung des kurzfristig erkrankten Generalvikars Dr. Jürgen Vorndran am Dienstagnachmittag, 28. Juni, einen Gottesdienst im Würzburger Kiliansdom gefeiert. Dass so viele Paare diesen Tag in der Gemeinschaft im Dom begehen zeige, dass man auf dem Weg des Lebens nie alleine sei, sagte Krämer zu Beginn der Feier. „Auch Ihre Ehe wird und wurde begleitet, von Familien, Freunden, Weggefährten, manche kurze Strecken, manche etwas länger. Aber immer ist einer da, der mitgeht – Jesus Christus.“ Der Gottesdienst war der zweite von neun Ehejubilarsgottesdiensten, die der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche vorgeschaltet sind. Erstmals nach zwei Jahren coronabedingter Pause wurde nach dem Gottesdienst auch wieder eine Begegnung auf dem Kiliansplatz angeboten.

Zu Beginn seiner Predigt erzählte Krämer eine Geschichte über den Dichter Rainer Maria Rilke. Dieser sei während seiner Zeit in Paris regelmäßig einer Bettlerin begegnet. Er habe ihr nie Geld gegeben. Doch eines Tages habe er ihr eine eben aufgeblühte weiße Rose geschenkt. Die Frau habe seine Hand geküsst, sei verschwunden und erst nach acht Tagen wieder an ihren üblichen Platz zum Betteln zurückgekehrt. „Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand“, habe Rilke gesagt. „Davon leben wir“, knüpfte Krämer an: „Was uns im Herzen berührt und bewegt, was wir von Herzen einander schenken und wenn ich weiß: Ich liege jemandem am Herzen.“

Am Anfang der vielen gemeinsamen Ehejahre stehe das Ja-Wort, das sich die Paare einst gegenseitig geschenkt haben, fuhr Krämer fort. „Dieses Ja-Wort konnten Sie sich schenken, weil Sie sich gegenseitig in Ihrem Herzen berührt und angesprochen haben.“ Nicht immer habe das Leben so mitgespielt wie erhofft. Es habe schweigende Wegstrecken gegeben, Schicksalsschläge mussten verarbeitet werden. Die Bitte des Königs Salomo um ein hörendes Herz lade zur liebenden Haltung des hörenden Herzens ein: „Ein hörendes Herz für die Gefühle des anderen, für seine Stimmungen und Schwingungen, seine Sorgen und Ängste, seine Sehnsucht und seine Hoffnung. Wo zwei hörende Herzen sich immer wieder füreinander öffnen, da leuchtet das Geheimnis der Liebe auf“, sagte Krämer. Das Ja-Wort von einst werde getragen vom Ja-Wort Gottes zu den Menschen. „Gottes Nähe begleite Sie und sein Segen erhalte Ihre Liebe lebendig und fantasievoll bis ins hohe Alter. Sein Segen schenke Ihnen immer wieder neu ein weises und verständiges Herz.“

Gemeinsam erneuerten die Jubelpaare im Dom ihr Eheversprechen. Zur Erinnerung erhielten sie jeweils ein Herz, das aus Olivenholz geschnitzt wurde. Hergestellt wurden die Herzen von einem christlichen Familienbetrieb aus Betlehem. Im Anschluss an den Gottesdienst spendeten Domkapitular Krämer und weitere Seelsorgerinnen und Seelsorger den Paaren einzeln den Segen.

Was ist aus Sicht der Jubelpaare wichtig für eine gelingende Ehe? „Vergebung und Versöhnung mit Hilfe von Gott. Man darf Schwierigkeiten nicht einfach unter den Teppich kehren“, sind Georg und Elisabeth Roos aus Waldbüttelbrunn (Dekanat Würzburg) überzeugt. Sie sind seit 50 Jahren verheiratet. „Man sollte unterschiedliche Meinungen und Ansichten tolerieren. Schließlich soll jeder ein Individuum bleiben“, ergänzt Elisabeth Roos. Und nach Ansicht beider das Wichtigste: „Nie im Streit ins Bett gehen.“ Auch Elisabeth und Manfred Aulbach aus Mömlingen (Dekanat Miltenberg) feiern in diesem Jahr Goldene Hochzeit. „Mit Gottes Hilfe Schönes und Schweres gemeinsam tragen und ertragen“, lautet ihr Rat an junge Paare. Das hätten sie auch ihren eigenen Kindern mitgegeben. „Kraft und Stärke holen wir aus dem Glauben“, betont Manfred Aulbach.

„Wichtig ist die Kommunikation“, sagen Angelika und Gerd Brunnquell aus Haßfurt, seit 40 Jahren verheiratet. Man müsse miteinander reden und auch lernen, über Gefühle zu sprechen. Eine wichtige Basis ist für beide der Glaube und das gemeinsame Gebet. Und noch einen Rat hat Gerd Brunnquell: „Nicht nur miteinander glucken.“ Auch für ihre Kinder sei es ihnen wichtig gewesen, dass diese Gemeinschaft erleben und erfahren, dass der Glaube auch in schweren Zeiten hilfreich sein könne. Brigitte und Werner Pfriem aus Wipfeld (Dekanat Schweinfurt), seit 50 Jahren verheiratet, fassen es in einen Satz: „Vertrauen und Liebe, das ist das Wichtigste.“


Foto: Copyright Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)


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