TVD-Ausflug nach Breitbrunn und Bamberg

Dettingen
Tools
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

2008 trat Gertrud Bühl ihr Amt als gewählte Bürgermeisterin von Breitbrunn, einer kleinen Gemeinde am Rande des Bezirkes Würzburg nahe Bamberg mit knapp über 1.000 Einwohnern gelegen, an.

Eines ihrer Anliegen war, ihre Gemeinde kulturell aufzuwerten und auch für Besucher interessant zu machen. Eingebettet in die idyllische Landschaft der „heiligen Länder“, so ihre Überlegung, würde ein Kreuzweg aus heimischem weißem Sandstein, dargestellt von einem Künstler/einer Künstlerin der heutigen Zeit aus der fränkischen Heimat, passen. Der Kreuzweg sollte vom pulsierenden Leben am Ortsrand über den zuerst ansteigenden, dann abfallenden stillen Triebweg bis hin zur neuen Marienkapelle führen. Viel Überzeugungsarbeit war nötig, um dieses Projekt anzustoßen, die Finanzierung zu sichern, Unterstützer zu überzeugen und schließlich einen Wettbewerb auszuschreiben. Kunst und Kultur sind nun mal keine Pflichtaufgaben der Gemeinden und entsprechend wenig Geld ist dafür in den Kassen. Es darf eines vorweg genommen werden: die ca. 220.000 Euro für die Realisierung des Kreuzweges belasteten zu keiner Zeit den Haushalt der Gemeinde. Die Quellen waren Fördermittel und viele private Spenden. Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann die junge Steff Bauer, eine Bildhauerin aus Schweinfurt. Ihre den ganzen Ort überzeugenden Entwürfe, die nicht nur die Skulpturen, sondern auch die Gestaltung der 14 Standorte beinhalteten, überzeugten nicht nur die Jury, sondern auch die Bewohner Breitbrunns, die sich mit Tatkraft monatelang an die Arbeit machten, Hecken zu roden, zu baggern, zu mauern, zu pflastern, Pflanzen zu setzen und zu umsorgen. Zweieinhalb Jahre später, im Mai 2011, wurde das einmalige Kunstwerk durch den damaligen Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eingeweiht.

Bereits im Mai vor zwei Jahren sollte die Fahrt der Dettinger Turner nach Breitbrunn zum Kreuzweg stattfinden. Und dann kam Corona. Jetzt endlich 2022 konnte man die Reise dorthin wagen. Im wunderschönen Gemeindezentrum war um 10:30 Uhr für uns der Tisch gedeckt. Ehrenamtliche hatten nach der langen Busfahrt eine Vesper für uns bereitet. Gertrud Bühl, die Initiatorin und damalige Bürgermeisterin führte danach ihre Gäste über die 14 Stationen dieses außergewöhnlichen Kreuzweges. Jede der Stationen hat einen eigenen Charakter und eine für sie typische aufwändige Bepflanzung. So steht die Station 3 „Jesus fällt zum ersten Male unter dem Kreuz“ unzugänglich in einem Teich, um auszudrücken, dass ihm niemand beisteht. Station 8 zeigt die Begegnung mit den weinenden Frauen. Ein Kind steht dabei. Seine Mutter hat schützend die Hände über seine Augen gelegt. Das Kind berührt das Gewand/Herz Jesu. Der Schutz der Schwächsten steht hier im Fokus. Kletterrosen, Schneeball, Hecken in den Blühfarben weiß und rosa sind dort gepflanzt. Für Station 11 „Jesus wird ans Kreuz genagelt“ wurde eine Arena gebaut, mitten drin liegt das Kreuz mit Jesus, dessen Leben aus ihm herausrinnt. Tatenlos sehen die Menschen zu, wie Unrecht geschieht. Disteln und Katzenminze verstärken den Eindruck.

Das Begehen des Kreuzweges mit Gertrud Bühl war für uns alle ein tiefgehendes emotionales Ereignis, zumal sie nach jeder Erläuterung der ausdrucksstarken Bilder eine kurze Fürbitte, entsprechend der Aussage der Station anfügte.
Damals vor 14 Jahren waren die Bedenken in der Gemeinde, ob ein Kreuzweg noch zeitgemäß ist, sicher nachzuvollziehen. Die vielen tausend Besucher/innen, die den Weg bisher nach Breitbrunn gefunden haben, stimmten mit ihren Füßen ab: Ja dieser Kreuzweg ist zeitgemäß. Am Nachmittag setzten wir unsere Fahrt ins nahe gelegene Bamberg fort, wo jeder nach seinen Interessen drei Stunden die vielen Möglichkeiten, die Bamberg bietet, nutzen konnte.


PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von Aschaffenburg News!